Reichlich bekannte Werke wie Suiten aus Carmen und West Side Story erklingen zusammen mit nicht ganz so oft gehörten Stücken. Das Besondere für alle ist die Besetzung. Das Duo W vereint den Saxophonisten Vincent Barras und den Organisten Vincent Thévenaz. Nimmt man die Scheibe zur Hand, mag man sich zunächst fragen, ob das eine passende Komposition ist und nicht auf die Dauer ermüdend sein könnte. Doch schnell überzeugen die beiden Künstler den Zuhörer eines Besseren.
Alle Interpretationen nehmen unmittelbar mit großer Lebendigkeit gefangen. Mag man dem auch aus dem Jazz bekannten Saxophon in allen Lebenslagen Flexibilität und Energie zugestehen, so mag die Lebendigkeit der Orgel vorab in Frage stehen. Denn dieses allein schon große Instrument, dessen Rolle im Gottesdienst einem zuerst einfallen mag, springt auf diese weltliche Spielfreude auf und arrangiert sich partnerschaftlich mit nicht zu dick aufgetragenen Registrierungen, was sowohl die Lautstärkeverhältnisse als auch die Geschwindigkeit der Tonentfaltung betrifft. Nun ist sicherlich das Saxophon, egal welches Familienmitglied gerade zum Einsatz kommt, selber befähigt, sich durchzusetzen. Ein rücksichtsvolles Miteinander fördert trotzdem den musikalischen Ausdruck.
Die ungewohnte Instrumentenkombination erlaubt eine neue Beleuchtung der so bekannten Werke. Sie führt sogar zu spannenden Akzentuierungen, die ein neues Licht werfen. Die Carmen-Musik beispielsweise erklingt markanter in den rhythmisch geprägten Teilen, was eine neue Vitalität verleiht. An anderer Stelle, etwa im eröffnenden Klezmer-Titel, gelingen auch lebenslustige und sanftere Passagen, die diese Musik charmant mit Leben füllen. Auch die Werke aus dem 16. Jahrhundert erklingen in überzeugenden Darstellungen, die zeigen, dass diese Musik auch heute etwas mitzuteilen vermag.