Facce d’amore, Gesichter der Liebe, ist das zweite Soloalbum des Countertenors Jakub Jozef Orlinski. Mit nicht weniger als acht Weltersteinspielungen besteht das Programm, so der Sänger, aus « Opernarien, die eine Geschichte erzählen und ein musikalisches Bild eines männlichen Liebhabers in der Barockzeit zeigen. Sie konzentrieren sich auf ganz andere Aspekte der Liebe – nicht nur die positive Seite, wie die freudige oder erwiderte Liebe, sondern auch die Seite, auf der die Charaktere von Wut oder gar Wahnsinn besessen sind. »
Mit den Countertenören ist es wie mit historischen Instrumenten: sie sind mit den Jahren viel besser geworden, sie klingen besser und werden souveräner bedient. Mit Jakub Josef Orlinski hat die Opernwelt einen Countertenor bekommen, der sich seiner Stimme auf eine so natürliche Art bedient wie kaum einer vor ihm. Seine vokalen Fähigkeiten erlauben es ihm, sich voll auf das Darstellen zu konzentrieren, und das kann er wie es eigentlich nur die besten Sänger können. Sich in eine Figur hineinzuleben, ihren Part aus ihr heraus zu singen, das Drama vokal zu kondensieren, da liegen Orlinskis Stärken. Dass er dabei immer sein sehr eigenes charakteristisches und erkennbares Timbre einbringt, ändert nichts an der dramatischen Wirkung. Er kann sich voll auf seine Technik verlassen, ihr jedes nötige Raffinement abverlangen – die Linie ist perfekt, der Klang rein, ganz leicht kernig, das gelegentliche Wechseln von der Kopf- zur Bruststimme absolut bruchlos und natürlich. Dabei überzeugt der Pole mit einem Gesang, der von einer natürlichen Beseeltheit und menschlichem Ausdruck geprägt wird.
Und so ist dieser Arien-Parcours zum Thema Liebe denn auch faszinierend, und man kann sich nicht satt daran hören. Zu diesem großartigen Eindruck tragen auch die von Maxim Emelyanychev einmal mehr zu Höchstleistung angespornten Musiker von Il Pomo d’Oro bei.