Ich ärgere mich immer wieder grün und gelb, wenn ich bei Videofilmen auf Booklets stoße, in denen die essentiellsten Informationen fehlen. Das ist hier wiederum der Fall. Wer die neun Tänzer und die sieben Musiker sind, die diesen Film gestalten, sollte dem Käufer der DVD oder der Blu-ray ja wohl mitgeteilt werden. Doch eine Besetzungsliste gibt es in diesem Fall nicht. Einige wenige Namen werden im Booklet-Text genannt, aber eben nicht alle, Und das ist eine Respektlosigkeit sondergleichen gegenüber den Mitwirkenden!
Ich habe mir deshalb die Mühe gemacht, aus dem Nachspann des Films die Besetzungsliste abzuschreiben, sodass im Vorspann dieser Rezension die komplette Namensliste veröffentlicht wird. Die Komponistenliste des Back-Covers wurde ebenfalls vervollständigt.
Nun zum Film: Der alte Mythos von Orpheus wird hier von José Montalvo und Dominique Hervieu in einer musikalisch-bildlichen Collage neu interpretiert. Im Mittelpunkt steht der einbeinige Tänzer Brahem Aïache (*1989), der mit 11 Jahren durch einen Fehler der Ärzte nach einem Unfall ein Bein verlor. Er brachte sich das Tanzen bei und ist seit 2009 in vielen französischen Produktionen aufgetreten.
Da ein Teil der Handlung auf dem Bildschirm, der andere Teil live abläuft, sieht man den jungen Tänzer, wie er bei den Bouquinisten der Seine auf ein altes Buch stößt, das von dem Mythus Orpheus erzählt. Er schläft ein und träumt von der Geschichte …, die sich im Traum mit der eigenen Teilnahme als vielfältiges Geschehen entwickelt. Zu Musik aus allen Epochen und allen Kulturbereichen kommt es zu einer Handlung, nach deren Logik der Zuschauer besser nicht fragt. Das Geschehen ist ‘free art’, eine Sukzession von Momentaufnahmen, die nicht immer etwas miteinander zu tun haben und nicht immer dem Mythos folgen, in ihrer Vielfalt und Fantasie aber nie langweilen und Ohr wie Auge kontinuierlich beschäftigen. Das Schauspiel mag mehr Selbstzweck als eine tiefschürfende Auseinandersetzung mit dem gestellten Thema sein, aber im Ganzen hat es ein künstlerisches Niveau, das durchaus anspricht. Und irgendwie ist das Stück auch eine Allegorie über Paris.
This new chorographical interpretation of the myth of Orpheus results from a boundless imagination of many art and music forms. Pure fantasy, eyes and ear catching for 78 minutes.