Von Steven Osborne habe ich so viele gute Aufnahmen von sehr unterschiedlichen Komponisten gehört, dass scheinbar alles zu Gold wird, was er anfasst. Seine neue Beethoven-CD macht da keine Ausnahme, im Gegenteil.
Er spielt die Opus 109 sehr direkt, sehr entschlossen, in den langsamen Teilen auch sehr ausdrucksvoll. Gleichzeitig hat die Interpretation einen sehr einfachen Charakter. Osborne verliert sich nicht in Details, sein Beethoven spricht ohne Umschweife zu uns, und das ist auch in der Sonate op. 110 der Fall.
Der erste Satz ist fein artikuliert und in seiner Einfachheit bewegend. Das folgende Allegro molto spielt er zupackend intensiv und eruptiv.
Das wirkt bis ins Adagio man non troppo des 3. Satzes hinein, das im Ausdruck von Trostlosigkeit ungemein spannungsvoll bleibt und die Fuge vorbereitet, die wiederum mit größter Entschlossenheit und heftigen Ausbrüchen angegangen wird.
Das alles wird im ersten Satz der Sonate der Opus 111 in einer Form von Paroxysmus auf den Höhepunkt des Dramas gebracht, ehe die Arietta uns in die Stille versinken lässt.
Die Klarheit des Diskurses wird durch einen sehr brillanten Klavierklang unterstützt, wobei das Klavier leicht, aber durchaus nicht unangenehm metallisch klingt.