Otto Nicolais ‘Die Heimkehr des Verbannten’ hat eine komplexe Entstehungsgeschichte: sie basiert auf seiner 1841 entstandenen Oper ‘Il proscritto’ auf ein Libretto von Gaetano Rossi, die 1841 an der Mailänder Scala uraufgeführt wurde. Später entstanden eine völlig überarbeitete deutsche Fassung für Wien und eine weitere für Berlin, und bei deren Premiere enthielt das Werk nur noch etwa 15 % jener Musik, die 1841 in Mailand erklang.
Die Handlung spielt in England im Jahre 1461 zur Zeit der Rosenkriege. Lord Artur, der Graf von Norton, war vor vielen Jahren gezwungen gewesen, seine Heimat zu verlassen. Im Glauben, ihr Mann sei gestorben, verlobte sich Leonore mit dem Grafen Edmund. Einen Tag vor der Hochzeit kehrt Arthur jedoch wieder heim…
Die vorliegende Aufnahme basiert auf der Wiederaufführung 2011 am Opernhaus Chemnitz und benutzt die Wiener Fassung.
Trotz der Überarbeitung kann die Wiener Fassung den italienischen Ursprung der Oper nicht verbergen: Nicolai steht nur unweit von Bellini und Donizetti. Das ergibt viel ‘deutschen’ Belcanto mit sehr lyrischem Charakter, wovon eindeutig der Interpret der Rolle des Artur profitiert, Bernhard Bechtold, der seinen Weg konsequent geht und bei der Vorsicht, die er beim Singen walten lässt, in ruhig-lyrischem Wasser sicherer wirkt als in leidenschaftlicheren Teilen. Aber das ist auch ein Merkmal der Oper: die Musik passt nicht immer wirklich zur Dramatik des Textes.
Julia Bauer ist mit ihrem sicher geführten, leuchtenden Sopran eine hinreißende Leonore, und Hans Christoph Begemann beeindruckt in der Rolle von Arturs Gegenspieler Edmund.
Das meiste Lob aber verdient Dirigent Frank Beermann, der stets für Spannung sorgt und der Robert Schumann Philharmonie ein detailreiches, feines und farbiges Spiel abverlangt.