Shostakovichs 7. Symphonie, die so genannte ‘Leningrader’, verträgt allerlei Deutungen, ohne dass die Musik dadurch schwächer würde. Zwischen Frieren und Zittern, zwischen Angst und Bangen, manchmal auch mit lachendem Munde, wird die Sinnlosigkeit des Krieges ebenso wie des Sieges zur Schau gestellt.
Wo Rostropovich mit dem ‘National Symphony Orchestra’ versuchte, die Musik nicht zu überfrachten, sie ganz natürlich zu uns sprechen zu lassen, beraubte er sie jener Dramatik, die Bernstein oder Jansons so bereichernd einzusetzen vermochten. Unvergesslich ist auch Rozhdestvenskys gigantisch bildhafte Siebte!
Paavo Järvi geht in seiner Interpretation einen Weg, der an jenen Vasily Petrenkos, aber auch an jenen von Fedoseyev erinnert. Er setzt im ersten Satz auf die Wirkung von Kontrasten, lässt die Musik recht unbeschwert beginnen, mitunter sogar ins Zärtliche wechseln. Das Ostinato nimmt er auseinander, um die Gegensätze darin hörbar zu machen. So gerät die Musik ins Wanken, die Dissonanzen werden schürt und auf dem Höhepunkt erklingt eine fast schmerzlich schräge und zynisch-sarkastische Musik.
Das Poco Allegretto ist der schwächste Satz dieser Aufnahme. Er scheint zunächst ziellos daher zu irren, aber weder in der ‘Zirkusmusik’ noch im letzten Teil erreicht Järvi das emotionale Spektrum der Petrenko-Einspielung. Das Adagio wird mit kräftigen Kontrasten angereichert, erreicht aber nicht den Grad an Tiefe, die beispielsweise in der Kitajenko-Aufnahme mit dem Gürzenich-Orchester so sehr fasziniert und in der dieser Satz wirklich als Einheit gespielt wird, während er bei Järvi in Teile zerfällt.
Das Finale ist im Vergleich zum Adagio viel leichter zu gestalten, und Järvi schafft eine emotional wirkungsvolle Interpretation, die nicht zuletzt durch die durchgehend hohe instrumentale Qualität des Russischen Nationalorchesters aufgewertet wird.
Positiv zu verbuchen ist ebenfalls die gute, präsente und doch auch sehr räumliche Multichannel-Aufnahme von Pentatone.
In this new multichannel recording we appreciate the good orchestral sound and also both the first and the last movements, while movements 2 and 3 lack depths and above all the unity, like the one in Kitajenko’s outstanding recording (Capriccio).