Als einen Kampf der Giganten inszenieren Dima Slobodeniouk und Haochen Zhang den ersten Satz des Zweiten Klavierkonzerts von Sergei Prokofiev. Ein starkes Orchester gegen einen starken Pianisten. Wow! Das geht unter die Haut, zumal die Kraft nie zur Show wird, und Zhangs Ton auch im Fortissimo voll-rund und nie knallig klingt. Nicht weniger spannend ist das Scherzo, hoch virtuos und von drängender, mitreißender Kraft, sehr farbig dazu. Die wechselnden Stimmungen in den beiden letzten Sätzen ergeben eine durchgehende Kette von Anfällen und Ruhepausen, meist ekstatisch, immer brillant und musikalisch, nie zirzensisch.
Ein Kritiker sagte von Prokofiev, er habe wohl stählerne Finger, stählerne Muskel und er sei überhaupt ein reines Stahlunternehmen. Haochen Zhang hat bei allem Stahl auch einen kräftigen Farbpinsel und er weiß sein Spiel auch dynamisch gut zu nuancieren. Das Orchester aus Lahti liefert dazu einen ungemein dichten, brodelnden Orchestermantel, in dem sehr viel passiert. Sehr spannungsvoll und packend!
In Tchaikovskys Erstem Klavierkonzert ist Zhangs Ansatz sehr rhetorisch und sein Spiel ungemein phantasievoll, wobei es manchmal so recherchiert klingt, dass es in Sachen Agogik und Dynamik gefährlich nahe an die Grenze des guten Geschmacks kommt. Aber viele seiner Ideen sind doch raffiniert und spannend. Im Orchester bringt der Dirigent einiges zu Gehör, was in dieser Färbung nicht gängig ist. Und so ist das Tchaikovsky-Konzert trotz einiger Manierismen packend, nicht zuletzt wegen des vibrierenden Temperaments des Solisten und seines perfekten Zusammenspiels mit dem Orchester.
Die Tonaufnahme stellt das Klavier sehr präsent quasi über das kompakt und voll, aber transparent klingende Orchester. Wer es sich erlauben kann, die Aufnahmen relativ hoch auszusteuern wird das physische Klangerlebnis, das heißt die akustische Kraft der Musik, das Schallereignis im ganzen Körper spüren.