Dies ist eine in allen Hinsichten packende, zwischen Aufgewühltheit und Zärtlichkeit, Reflektion und Vorwärtsdrängen alternierende Neunte Mahler, und generell ist Barenboim dabei mit 74 Minuten relativ schnell. Das Erlebnis ist umso grösser als die sehr direkte und doch auch räumliche Aufnahme ein physisches Erfahren der Musik ermöglicht. Barenboim hatte einen guten Tag, als er das Werk aufnahm: er ist sehr inspiriert und kann diese Inspiration vermitteln, um das große Geheimnis der Symphonie spürbar werden zu lassen.
Barenboim dirigiert nuancen- und kontrastreich, deckt schonungslos alle Abgründe auf, bringt den Ländler wirklich derb zu Gehör und gestaltet die Rondo-Burleske brüsk und fetzig. Das abschließende Adagio wühlt der Dirigent gewaltig auf, eher er es grenzenlos traurig verklingen lässt.
Die Blu-ray enthält auch einen Dokumentarfilm, in dem Barenboim und Boulez über Mahler und über ihr gemeinsames Mahler-Projekt sprechen.