Beethovens Werk ist ein schier unerschöpflicher Brunnen an Interpretationsmöglichkeiten. Und selbst, wenn man glaubt, die Werke gut zu kennen, bringen es geniale Interpreten immer wieder fertig, neue Perspektiven aufzuzeigen. Christian Tetzlaff ist von einem einst sehr intellektuellen Interpreten zu einem wirklichen Vollblutmusiker hörbar gereift. Sein außergewöhnliches Talent, das darin besteht, eine wundervolle Balance zwischen Analyse und Musikantentum, zwischen spielerischer Raffinesse und dynamischer Virtuosität, klarer Leseart und expressiven Gestus zu einer nahezu vollkommenen Interpretation zusammen zu schmelzen, bewährt sich auch als Primarius in seinem Streichquartett. Das Tetzlaff Quartett ist Garant für erstklassige Aufführungen und immer wieder packende Interpretationen.
Und so entdeckt der aufmerksame Hörer auch hier wieder ganz neue Aspekte der Gestaltung in den Interpretationen von Beethovens Streichquartetten Nr. 15 & 13 (mit der Großen Fuge), die ich, ehrlich gesagt, seit langem nicht mehr so überzeugend, sprich intensiv und packend, gehört habe wie hier. Das Tetzlaff Quartett spielt die ganze Palette seiner Gestaltungskunst mühelos aus und verbindet, wie schon gesagt, klares, analytisches Musizieren mit einer hochexpressiven und immer lebendigen und letztlich dennoch sehr natürlichen Wiedergabe.