Gleich zwei wegmarkierende Klarinettenkonzerte des zwanzigsten Jahrhunderts hat Paolo Beltramini eingespielt. Nicht nur die zeitliche Nähe, sondern auch formelle und inhaltliche Parallelen kennzeichnen sie. So waren beide in den technischen Anforderungen ihrer Zeit voraus, beide haben einen neoklassizistischen Klang, ihre Tonalität ist innovativ erweitert und sie zeichnen sich durch rhythmische Lebendigkeit und einen humoristischen Einschlag aus.Darüber hinaus mussten beide Werke sich erst ihren Platz erobern, was jeweils einige Zeit in Anspruch nahm. Doch es gibt auch Unterschiede, wie die größere dramatischere Gestaltung bei Nielsen und die klarere Struktur bei Françaix.
Paolo Beltramini hat nunmehr nach verschiedenen anderen Stationen als Soloklarinettist bei dem ihn hier begleitenden Orchester seinen Platz gefunden. Lauscht man seinem Vortrag, so scheinen technische Schwierigkeiten nicht mal existent zu sein, geschweige denn, dass sie bewältigt werden müssten. Denn zwischen langen lyrischen Passagen ohne die Möglichkeit, Luft zu holen und hochvirtuosen Abschnitten verlangt die Musik einen höchst konzentrierten Solisten. Dass er dabei nicht die interpretatorische Durchdringung der Werke außer Acht lässt, sondern vielmehr ansprechende Lösungen bietet, zeigt ebenfalls seine Qualitäten.
Das Orchester der italienischen Schweiz hat bereits bei anderer Gelegenheit seine Substanz vorgestellt. Hier greifen sie den so leicht und spielerisch klingenden Ansatz auf und gehen diesen artistischen Weg problemlos mit. Ihr zwischenzeitlich Ehrendirigent gewordener früherer Chef Alain Lombard kann sowohl aus seiner reichen Erfahrung insgesamt als auch der engen Verbundenheit mit dem Klangkörper schöpfen, um das nahtlose und unterstützende Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester zu moderieren.