Obwohl wir es hier teilweise mit sehr starken künstlerischen Leistungen zu tun haben, bleibt dieser Livemitschnitt von Wagners Bühnenweihfestspiel ‘Parsifal’ vom 23. August 2013 bei den ‘BBC Proms’ in der Londoner ‘Royal Albert Hall’ insgesamt hinter den Erwartungen zurück. Was schade ist, denn das Hallé begeistert einerseits durch einen vollen, aber auch schwebenden Klang, andererseits kann man sich nur wundern, mit welcher Professionalität und Kunst die Musiker den eher langsamen Tempi ihres Dirigenten folgen, ohne dabei auch nur einen Moment an Konzentration und Präzision einzubüßen. Auch die drei Chöre sind vorzüglich und fügen sich nahtlos in das von Sir Marl Elder gewünschte weihevolle Klangbild ein.
Überhaupt ist es Elder, der uns bewogen hat, diesen ‘Parsifal’ nicht schon nach einer Stunde abzubrechen. Er folgt den eher langsamen Konzeptionen eines Knappertsbusch und Levine, und ich muss sagen, er steht diesen beiden in nichts nach. Und dann sind wir auch schon am Ende mit dem Lob.
Die Sängerleistungen reichen von mittelmäßig bis unzumutbar. Ein wirkliches Drama, das heißt eine wirkliche Interaktion zwischen den Personen findet bei dieser konzertanten Aufführung erst gar nicht statt. Bis auf eine Ausnahme scheinen alle Stimmen überfordert, abgenutzt und nicht mehr gesund.
Lars Cleveman ist ein sympathischer Parsifal und hörbar darum bemüht, der Gestalt des Toren so etwas wie Persönlichkeit zu geben. Seine eher kleine und nicht immer sauber geführte Stimme geht beispielsweise im zweiten Aufzug neben der lauten, matronenhaften und undifferenziert intonierenden Kundry von Katarina Dalayman unter.
Detlef Roth als Amfortas bietet eine sehr ambivalente Leistung; im ersten Aufzug singt er regelrecht schlecht, im dritten kann er sich dann wenigstens etwas steigern. Ganz schlimm steht es um John Tomlinson als Gurnemanz. Der legendäre Bayreuther Wotan der berühmten Kupfer-Inszenierung (ich habe nie einen intensiveren und ergreifenderen Wotan gehört) ist hier nur noch ein Schatten seiner selbst und trifft kaum noch den richtigen Ton. Er hat hier weder den Atem noch die Fähigkeit, eine melodische Linie zu halten oder zu singen, was eh nie seine Stärke war. Die gute Leistung von Reinhard Hagen in der kleinen Rolle des Titurel fällt da leider nicht ins Gewicht. Die, sagen wir es noch einmal, phantastischen Leistungen von Mark Elder, dem Hallé und den Chören reichen nicht aus, um diesen ‘Parsifal’ auch nur annähernd zu empfehlen.