Georges Bizet: Les pêcheurs de perles; Marius Kwiecien (Zurga), Matthew Polenzani (Nadir), Diana Damrau (Leïla), Nicolas Testé (Nourabad), Metropolitan Opera Orchestra and Chorus, Gianandrea Noseda; Regie: Penny Woolcock; 1 DVD Erato 0190295893613; Stereo & Surround; Bild 16:9; Liveaufnahme 2016, Veröffentlichung 01/2017 (120') – Rezension von Manuel Ribeiro
Mit ihrer ungewöhnlich exotischen Geschichte enthält ‘Les pêcheurs de perles’ einige von Bizets schönsten musikalischen Melodien. Und wie so oft, handelt es sich hier um eine typische Dreiecksgeschichte. Eine wunderschöne Priesterin hat geschworen, sich nie wieder mit Männern einzulassen. Jedoch sind zwei davon verrückt nach ihr. Diese beiden sind Freunde und haben versprochen, ihrer Liebe zu widerstehen, um ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten. In den ‘Perlenfischern’ sind also alle Zutaten einer großartigen Liebesintrige verstrickt.
Diese DVD ist eine Verfilmung einer Met-Produktion von Penny Woolcock, die die Oper als eine sehr leidenschaftliche Geschichte beschreibt. Die Oper entstand zu einer Zeit, als viele Werke eine Zuneigung für das Exotische aufwiesen. Und auch die Regisseurin Woolcock hält in ihrer Inszenierung den Originalschauplatz Sri Lanka (damals Ceylon) sowie auch der Geist des Hinduismus, bei. Jedoch platziert sie das Ganze in ein modernes Umfeld mit Kostümen aus einer Mischung zwischen traditionellen Saris und Dothis sowie auch heutiger Kleidung. An ihrer Produktion haben auch Videogestalter mitgearbeitet, die an den exzellenten Inszenierungen von ‘Satyagraha’ (Glass) und ‘The Enchanted Island’ (Pasticcio aus Barockmusik) mitgewirkt haben. Diese beiden Opern haben mit den ‘Perlenfischern’ das Meer und die Unterwasserwelt gemeinsam. Das Wasser ist aber auch in dieser Produktion wiederum ein wichtiges Element und verbindet bei den Perlenfischern Furcht mit Faszination.
Weiter interessiert sich Penny Woolcock in ihrer Regie stark für die Freundschaft der beiden Protagonisten und um deren Betrug wegen einer Liebesbeziehung. Die Psychologie der Einzelnen und des Hauptrios bleibt die Zentralthematik der Regie. Andere wichtige Punkte, die auf heutige Problematiken hindeuten, sind mitintegriert.
Diana Damrau, die Priesterin Leïla, verwandelt sich im Laufe der Geschichte von einer traditionsbewusst zurückhaltenden Frau mit Schleier, zum Menschen, der seinen Emotionen freien Lauf lässt. Diese Befreiung ist in ihrer Stimme zu hören sowie auch durch ihr wachsendes Stimmvolumen, das am Anfang bewusst zurückgenommen wird.
Matthew Polenzani als Nadir und Marius Kwiecien als Zurga, sind vokal ein purer Genuss. Insgesamt ist der Hautprio zusammen mit Diana Damrau eine perfekte Kombination für diese ‘Perlenfischer’.
Orchester, Chor und Solisten sind unter der Leitung von Gianandrea Noseda in einem perfekten Gleichgewicht abgestimmt.
Kameraführung und Bildschnitt sind nicht optimal und stören manchmal den dramatischen Verlauf der Musik. Insgesamt haben wir es aber hier mit einer empfehlenswerten Produktion zu tun.
Multifaceted und musically satisfying production of Bizet’s exotic opera Les pêcheurs de perles.
