Bei dieser Aufnahme aus dem ‘Barbican Centre’ handelt es sich um eine halbinszenierte Aufführung des bekannten Regisseurs Peter Sellars. Es gibt daher nur eine minimalistische Ausstattung mit einigen effektvollen Lichtspielen. Wichtig für Sellars ist also vor allem das Spiel der handelnden Figuren.
Zentralpunkt der sehr düsteren Oper Debussys ist eine Dreiecksgeschichte: die traumatisierte Mélisande wird von Golaud im Wald aufgefunden und zu seinem Schloss gebracht. Die beiden heiraten. Jedoch entwickeln sich Liebesgefühle zwischen Mélisande und Golauds Halbbruder, Pelléas, die zu tragischen Folgen führen. Diese Handlung wird begleitet von einer düsteren, sehr effizienten Musikatmosphäre, wie sie nur Debussy mit seinen expressionistischen Klängen erzielen konnte.
Magdalena Kozena mag hier gesanglich nicht ihr Bestes gegeben haben, jedoch kommt ihre Mélisande als eine mutige Frau voller Zweifel recht gut herüber. Insgesamt besser sind ihre beiden Kollegen Gerald Finley und Christian Gerhaher, die stimmlich und emotional als Feindbrüder regelrecht glänzen.
Das Orchester ist bei Debussy nicht bloß Begleiter, es spielt seine ganz eigene Rolle. Rattle lässt sich Zeit, Debussys bezaubernde Klänge zu entfalten, was den Solisten es erlaubt, ihre Rollen wirklich auszuleben. Und diese Ausdruckskraft ist es letztlich, die den Charakter und die Stärke dieser Produktion ausmacht.