Diese Neueinspielung der Cellosuiten von Bach mit dem mittlerweile zweiundsiebzigjährigen ungarischen Cellisten Miklos Perenyi wird polarisieren und die Zuhörer wohl in zwei Lager spalten.
Das eine Lager wird Perenyis zweite Einspielung als rustikal, derb, emotionslos und hässlich bezeichnen – tatsächlich sind wie hier Lichtjahre von dem meditativen Schönspiel eines Yo Yo Ma, der Intensität eines Casals, der Überlegenheit eines Tortelier oder der symphonischen Sichtweise eines Rostropovich entfernt. Das andere Lager wird Perenyis Mut loben, die Sonaten gegen den Strich zu kämmen, den musikalischen Fluss mit vielen Akzenten immer wieder ins Stocken zu bringen und Bachs Musik mit bewusst ‘hässlicher’ Intonation zu interpretieren. Das tänzerische Element ist immer vorhanden, aber die grotesken Verrenkungen erinnern eher an Mahlers grellen Umgang mit Tänzen als denn an noble Menuette am Hof.
Perenyis Bach ist modern, fordert den Hörer heraus und ist gerade durch das Fehlen von emotionaler Schönheit und das Ignorieren von Nuancen, durch den Verzicht von interpretatorischem Stilgefühl und einem flüssigen Spiel hochinteressant.
Perenyis Bach lässt sich in keine Schublade stecken, seine Interpretation ist sehr eigenwillig und distanziert sich ebenso von der klassischen Interpretationsweise wie auch von der historisch informierten Aufführungspraxis. Dieser Bach will nicht gefallen, sondern bewusst anecken. Man mag’s oder man mag’s nicht. Ich für meinen Teil habe Perenyis Ausflug ins Kabinett der Kuriositäten sehr genossen. Und das, obwohl mir dieser Bach überhaupt nicht ‘gefällt’…. Aber genial ist er!