Pergolesis ‘Adriano in Siria’, uraufgeführt 1734 am ‘Teatro San Bartolomeo’ in Neapel, folgt einem bearbeiteten Libretto von Pietro Metastasio. Die Oper gehört nicht zu Pergolesis großen Erfolgen, und es gab im 18. und 19. Jahrhundert keine Aufführungen davon. ‘Radio France’ holte das Werk 1980 aus der Versenkung, aber erst seit der Veröffentlichung der kritischen Edition von 1986 gab es eine moderate Anzahl von weiteren Vorstellungen.
Neben einer CD- und einer Videoaufnahme ist dies die dritte Einspielung der kompletten Oper und die erste, in der die Hauptrolle, die des vom römischen Kaiser Adriano bezwungenen Parther-Fürsten Farnaspe, von einem Countertenor gesungen wird und nicht von einem weiblichen Sopran.
Diese Rolle wurde für den Kastraten Caffarelli geschrieben. Mit dem Argentinier Franco Fagioli wird sie zu einem Vokalfest ohnegleichen. Mit seiner weitgestreckten Mezzostimme und seiner unvergleichlichen Virtuosität ist er der ideale Interpret für diese Rolle, denn neben dem Technischen kann er auch den Gefühlsausdruck mit bewundernswerter Justesse steuern.
Auch für die Rolle des Adriano wurde ein Countertenor engagiert, aber der ukrainische Sänger Yuriy Mynenko kann – bei allen stimmlichen Qualitäten – der Rolle nicht den männlichen Touch geben, der Fagioli so hervorragend gelungen ist.
Sofia Fomina singt die Rolle des schlauen Intriganten Aquilio ganz korrekt, während Romina Basso der Emirena viel Relief gibt. Eine weitere weibliche Interpretin überzeugt: es ist Dilarya Idrisova in der Rolle der Sabina, die mit ihrer durchaus reichen Stimme sehr virtuos singt.
Der spanische Tenor Juan Sancho ist mit seiner baritonal gefärbten Stimme ein tadelloser Osroa.
Mit generell schnellen Tempi sorgt Jan Tomasz Adamus an der Spitze der exzellenten ‘Capella Cracoviensis’ für kontinuierliche Spannung.
Und so haben wir es hier denn auch mit der besten Aufnahme dieser brillanten Oper zu tun, deren sorgfältig ausgearbeitete Arien jeden Freund der ‘Opera seria’ begeistern werden.