Die vom jungen niederländischen Geiger Niek Baar eingespielten Werke mögen zum gestandenen Repertoire gehören. Dennoch sind es auch Werke, die man immer wieder gerne hört. Hier legt er seine Versionen in Begleitung des Kammerorchesters des Concertgebouw vor, also einer Streichergruppe, und nicht mit Klavier. Zur Verfügung stand ihm selber dafür eine Bergonzi-Geige.
Mit vollem schmelzendem Klang, der auch ein gezieltes Vibrato nicht scheut, geht er diese Perlen der Publikumsgunst an. Aber er bleibt immer auf Kurs, parfümiert also sein Spiel nicht süßlich oder penetrant. Davor mag ihn auch das Orchester bewahren, das selbstbewusst, aber auch maßhaltend agiert und so im engsten Kontakt mit dem Solisten bleibt. Auch wenn es durchaus leise und zurückgenommene Momente gibt, bleibt der Eindruck, der vor allem von der Technik der Einspielung mitgetragen wird, dass alles auch die kräftig gefärbte Musik für die Filmleinwand sein könnte.
Warum die drei Sätze des Souvenir d’un lieu cher von Tchaikovsky auf der CD auseinander gerissen wurden und der erste Satz nach, die anderen beiden vor der Trillersonate von Tartini eingeordnet wurden, offenbart sich mir nicht. Zwar hat sich dieser erste Satz, Meditation, zu einem Werk herauskristallisiert, das oft eigenständig erklingt. Aber wenn man alle drei Sätze einspielt, könnte man sie auch im Zusammenhang belassen. In dieser Komposition vermeidet Baar es, sich die Musik so in Ruhe und damit oft auch mit zu viel Schmalz entfalten zu lassen. So mag man die Komposition hier eher etwas geeilt und spröde hören. Das mag begrüßen, wer diese Musik sonst als zu gefühlvoll dargereicht empfindet. Auch die Einwürfe der Streicher klingen an manchen Stellen deutlich kräftig forciert.
Ganz aus dem heutigen Klangbild fällt die Teufelstrillersonate von Tartini, die mit dem ausladenden und volltönenden Auftritt nichts von historisch informiertem Spiel vermittelt. Das ist dann etwas für diejenigen, denen die informierte Spielart zu asketisch ist.
Tzigane von Ravel ist dann wohl das virtuoseste Stück in dieser Reihe. Nach der solistischen Einleitung, die Baar mit viel Sinn für das Detail entfaltet, steigt das Orchester in zunächst wie ein Luthéal klingender Stimmung ein, wird dann aber klar zum Streicherkorpus, der aber ein wenig pauschal und wenig inspiriert klingt. Der Geiger lässt darüber sein Können aufblitzen. Für die Werke von Dvorak und Kreisler bietet diese Herangehensweise von Baar eine überzeugende Möglichkeit, die Musik in all ihrer Schönheit und Wärme leuchten zu lassen.
The works recorded by the young Dutch violinist Niek Baar may belong to the seasoned repertoire. Nevertheless, they are also works that one likes to listen to again and again. Here he presents his versions accompanied by the Chamber Orchestra of the Concertgebouw, i.e. a string section, and not with piano. He himself had a Bergonzi violin at his disposal for this purpose.
He plays with a full melting sound, which does not shy away from a well-directed vibrato. But he always stays on course, so his playing does not perfume the music too sweetly or penetratingly. The orchestra may also protect him from this, acting self-confidently but also moderately and thus remaining in the closest contact with the soloist. Even if there are definitely quiet and withdrawn moments, the impression remains, which is mainly carried along by the technique of the recording, that everything could also be the powerfully colored music for the movie screen.
Why the three movements of Tchaikovsky’s Souvenir d’un lieu cher were torn apart on the CD and the first movement placed after, the other two before Tartini’s Trill Sonata, is not understandable. It is true that this first movement, Meditation, has emerged as a work that is often heard in its own right. But if one were to record all three movements, they might as well be left in context. In this composition, Baar avoids letting the music unfold so calmly and thus often with too much schmaltz. Thus, one may hear the composition here rather hurried and brittle. This may be welcomed by those who otherwise find this music too soulfully presented. Also the interjections of the strings sound in some places strongly forced.
The Devil’s Trill Sonata by Tartini falls completely out of the contemporary sound picture, with its expansive and full-throated performance conveying nothing of historically informed playing. This then is something for those for whom informed playing is too ascetic.
Tzigane by Ravel is probably the most virtuosic piece in this set. After the solo introduction, which Baar unfolds with a great sense of detail, the orchestra enters in what at first sounds like a luteal, but then clearly becomes the string corpus, which sounds a bit sweeping and uninspired. The violinist flashes his skills over this. For the works of Dvorak and Kreisler, this approach by Baar offers a compelling way to let the music shine in all its beauty and warmth.