Die sieben Toccaten von Johann Sebastian Bach sind im Geiste des Stylus Phantasticus geschrieben. Ihr Charakter hat improvisatorische Elemente, der rhythmische Freiheiten zulässt. Nach einer virtuosen Einleitung folgt zumeist ein langsamer Satz mit einer anschließenden lebhaften Fuge, oft mit zwei Themen. Dem schließt sich ein ausdrucksvolles Adagio an, bevor ein fugenhaftes Allegro, meist mit zwei Themen, das Stück abschließt.
Unerquicklich ist, dass keine Originale von der Hand Bachs erhalten geblieben sind. Daraus erwächst aber auch der Vorteil, dass die vorhandenen Abschriften eine Reihe von Hinweisen auf Verzierungsmöglichkeiten geben, die dadurch geprägt sind, dass sie je nachdem, wer sie aufführte, noch das Wissen der Entstehungszeit nutzten oder eine spätere Sicht und Handhabung anwandten.
Gemäß den Erläuterungen des Interpreten, Mahan Esfahani, hat er sich die verschiedenen Ansätze angesehen und eine eigene Sicht, die verschiedene Deutungen einbezieht.
Er verwendet einen nagelneuen Nachbau eines Typs von Cembalo, der vom norddeutschen Cembalobauer Michael Mietke in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut wurde. Wieder einmal gelingt es Esfahani, seine exzellente Beherrschung des Cembalos in plastische und dem Klangredemodus folgende Musik zu übersetzen. Man mag den von ihm verfolgten Verzierungen folgen oder hier auch andere Möglichkeiten bevorzugen. Auf alle Fälle ist die von ihm präsentierte Interpretation eine Version, die trotz der diversen Verzierungsformen einen einheitlichen persönlichen Ansatz bietet. So werden die Toccaten von Bach zu einer lebendigen Erlebnislandschaft.
Die transparente unaufdringlich direkte Aufnahme ergänzt sinnhaft die Darstellung. Das im Grunde schmucklose, aber wie immer bei Hyperion sehr informative Beiheft zeigt auf dem Deckblatt einen kuriosen Charakterkopf von Franz Xaver Hammerschmidt aus der Zeit der Kompositionen, der den Fluss der Fantasie beim Hören anregt.