Tina Davidson: Barefoot + Hush + Leap + Tremble + Wēpan; Jasper String Quartet (J Freivogel, Karen Kim, Violine, Andrew Gonzalez, Viola, Rachel Henderson Freivogel, Cello), Natalie Zhu, Klavier; # New Focus Recordings FCR415; Aufnahme 09.2023, Veröffentlichung 12.07.2024 (50'13) – Rezension von Uwe Krusch

Die 1952 geborene amerikanische Komponistin Tina Davidson beschreibt die Werke dieser Einspielung als solche der Suche danach, sich selbst zu verstehen. Die Stücke handeln also von persönlichen Gedanken und Gefühlen. Dabei erforscht sie Worte, darunter altenglische, und was diese für sie bedeuten. Dabei spielt auch der Augenblick eine große Rolle.

Barefoot, barfuß, beschreibt den Drang, draußen und im Kontakt mit dem Boden zu sein, aber auch die Bewegung des Tanzens. Tremble, Zittern, ist das körperliche Gefühl von Aufregung, Angst oder Liebe. Leap, ein kurzer Sprung oder auch einer ins Ungewisse, entstand während der Covid-Pandemie. Hush, schweigen, ist die Erinnerung daran, ein Kind zu beruhigen. Wēpan ist Weinen, endloses Weinen.

In kleinen Besetzungen vom Duo bis zum Klavierquintett zeigt die Komponistin also die in ihrer aktuellen Lebenslage bewegende Gefühle und Gedanken. Dabei gestaltet sie ihre Werke hochemotional und lyrisch ausgeformt und bietet sie stimmungsgeladene Musik an, die sich weitgehend dem Ohr anschmeichelt, ohne beliebig zu werden.

Das Jasper String Quartet und Natalie Zhu am Klavier verstehen es sehr effektiv, diese Emotionen darzustellen, ohne sich diese selbst zu eigen zu machen. Mit klarer Disposition der einzelnen Stimmen prägen sie den gemeinsamen Klang. Rhythmisch prägnante Passagen liegen ihnen genauso wie schwebende Flächen oder detailreich erzählende Momente. Ihr Zusammenspiel ist vom gleichberechtigten Auftritt der Beteiligten geprägt, der jedem Mitspieler genügend Raum lässt. Damit gelingt ihnen eine expressive Ausgestaltung dieser jeweils etwa zehn Minuten langen Werke, die den Reiz der Musik wirkungsvoll hervorhebt.

The the Swedish-born American composer Tina Davidson describes the works on this recording as a search to understand herself. The pieces are therefore about personal thoughts and feelings. She explores words, including Old English ones, and what they mean to her. The moment also plays a major role.

Barefoot describes the urge to be outside and in contact with the ground, but also the movement of dancing. Tremble is the physical feeling of excitement, fear or love. Leap, a short jump or one into the unknown, was created during the Covid pandemic. Hush, silence, is the memory of calming a child. Wēpan is crying, endless crying.

In small ensembles ranging from duo to piano quintet, Davidson thus shows her moving feelings and thoughts in her current life situation. Her works are highly emotional and lyrical. She thus offers atmospheric music that largely caresses the ear without becoming arbitrary.

The Jasper String Quartet and Natalie Zhu at the piano know how to portray these emotions very effectively, without making it their own. With a clear disposition of the individual voices, they shape the collective sound. Rhythmically concise passages suit them just as well as floating surfaces or richly detailed narrative moments. Their interplay is characterized by the equal performance of the participants, which gives each player enough space. In this way, they succeed in creating an expressive interpretation of these works, each lasting around ten minutes, which effectively emphasizes the appeal of the music.

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