Eigentlich verstand Allan Pettersson sein zweites Violinkonzert als Symphonie mit Sologeige und nicht als klassisches Solokonzert. Deswegen auch ist der Solopart ins Orchester eher eingebettet und muss teilweise regelrecht gegen die Massen ankämpfen. Die Violine muss im beinahe einstündigen Werk fast ununterbrochen durchspielen. Insofern spiegelt es den Kampf des Einzelnen gegen die Masse bzw. das System.
Das Violinkonzert war schon eines der letzten Werke, das Pettersson komponieren und revidieren konnte. Danach kam noch ein Orchestersatz, der mit gut 200 Takten unvollendet blieb. Mangels Kennzeichnung ist nicht sicher, aber es wird sich wohl um ein neues symphonisches Werk und damit die 17. Symphonie handeln. Für diese Aufnahme hat u. a. der Komponist und Dirigent Christian Lindberg eine aufführbare Fassung erstellt.
Das Konzert wurde ursprünglich für Ida Haendel geschrieben. Ihre Aufnahme von der Uraufführung, die schon beinahe 40 Jahre her ist, zeigt die ursprüngliche Fassung. Ulf Wallin hat dagegen die revidierte Fassung benutzt. Vergleicht man trotzdem beide Aufnahmen, so wirkt die jüngere noch heftiger im Ausdruck und schärfer in den Kontrasten. Beide vermitteln die Intensität und große Belastung, die ein Solist bei diesem Werk zu bewältigen hat.
Bei den Orchestern stehen zwei schwedische Ensembles im Vergleich. Während Haendel mit dem Schwedischen Radio Symphonie Orchester aus Stockholm unter Herbert Blomstedt agiert, ist es bei bei Wallin das Symphonie Orchester aus Norrköping mit Christian Lindberg. Auch bei Ihnen spiegelt sich die größere Wildheit der Interpretation in der letzten Aufnahme. Insofern wirken Lindberg und sein Dirigat aber auch agiler und weniger abgeklärt als Blomstedt. Das bleibt dann auch immer eine gewisse persönliche Geschmacksfrage.
Das Symphoniefragment stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Wiedergabe der Ideen Petterssons. Es ist vielmehr ein Einblick in die Kompositionswerkstatt von Allan Pettersson.