Gioacchino Rossini

Cecilia Bartoli, die Künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele, hat ihren Landsmann, den Italiener Gioacchino Rossini, ins Zentrum ihrer Programmierung für 2014 gestellt. Wohl befürchtend, nationalistische Österreicher könnten ihr das übel nehmen, rechtfertigt sie sich so: « Unser Rossini-Fest ist als ‘demütige’ Verneigung Rossinis vor Mozart und eine galante Verbeugung Mozarts vor Rossini zu verstehen. Anlässlich der Salzburger Pfingstfestspiele 2014 zünden wir ein Rossinianisches Feuerwerk! Mozarts Geburtsstadt soll ertönen, erklingen und erbeben und während fünf Tagen den zwei musikalisch durchaus seelenverwandten Komponisten in ihrem Olymp ein verschmitztes Lächeln entlocken.“

Die Eckpfeiler der Pfingstfestspiele 2014 bilden zwei Opern Rossinis: Zum Auftakt die Märchenoper ‘La Cenerentola’ in einer Neuinszenierung von Damiano Michieletto sowie zum Ausklang der ‘Otello’, Rossinis wohl bedeutendste tragische Oper, in einer Produktion des Regieduos Moshe Leiser / Patrice Caurier. Beide Inszenierungen werden von Jean-Christophe Spinosi und seinem Ensemble Matheus begleitet. Agnes Baltsa, Teresa Berganza, Montserrat Caballé, Vesselina Kasarova, Montserrat Martí, Ildebrando d’Arcangelo, José Carreras, Leo Nucci, Ruggero Raimondi u.a.m. sowie das Mozarteumorchester Salzburg unter Ádám Fischer folgen am Pfingstsonntag der Einladung von Cecilia Bartoli zu einer festlichen Benefizgala mit anschließendem Galadiner.

In gängigen Konzertprogrammen wird der Tatsache kaum Rechnung getragen, dass Kastraten über das Zeitalter des Barock hinaus bis in die frühe Romantik als die wahren Virtuosen galten. Für den letzten großen Kastraten auf der Opernbühne, Giambattista Velluti, komponierte Rossini eine Kantate sowie die Oper Aureliano in Palmira, deren Arien im Mittelpunkt des virtuosen Konzertes des jungen Countertenors Franco Fagioli mit Diego Fasolis und den Barocchisti stehen.

Zahlreiche kammermusikalische Miniaturen, in erster Linie Lieder und Klavierstücke, vereinen sich in einer von Rossini humorvoll „Péchés de vieillesse“ (Alterssünden) genannten zwölfbändigen Sammlung. Ebenfalls eine „Altersünde“ ist die Liedgruppe „La regata veneziana“, welche einen Teil von Joyce DiDonatos der Stadt Venedig und ihren singenden Gondolieri gewidmeten Liedermatinee bildet. Am Pfingstsonntag erklingt mit Chor und Orchester der Accademia di Santa Cecilia Rom unter Antonio Pappano und den Solisten Krassimira Stoyanova, Elina Garanča, Piotr Beczala und Erwin Schrott das größte Kirchenwerk Rossinis, sein Stabat mater in Verbindung mit Giuseppe Verdis Libera me. Dieses Libera me, ursprünglich als Teil einer von 13 Komponisten geschaffenen Totenmesse zum Andenken an Rossini gedacht, wurde später Teil von Verdis Messa da Requiem.

Am Nachmittag leitet dann Antonio Pappano vom Klavier aus seinen römischen Chor sowie das Quartett Eva Mei, Vesselina Kasarova, Lawrence Brownlee und Michele Pertusi in der zweiten größeren Messe Rossinis, der Petite Messe solennelle, wobei der Komponist mit dem Begriff ‘größer’ kokettierte, betrachtete er sie doch als bescheidenes Gegenstück zu den damals populären, oft übertrieben pompösen Werken dieser Gattung.

Info und Reservierung: www.salzburgfestival.at/pfingsten

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