Mariss Jansons gehört seit Jahrzehnten zu den international am meisten geschätzten und sowohl beim Publikum wie auch bei den Musikern beliebtesten Dirigenten unserer Zeit. Wer einmal ein Konzert mit dem lettischen Dirigenten erlebt hat, der weiß, wie Musik klingen kann und auch, wie sie zu klingen hat, sagt Alain Steffen in seiner Kritik zum BR-Konzert in Luxemburg.
Das Konzert in der Philharmonie, bei dem Anton Bruckners gewaltige 8. Symphonie auf dem Programm stand, wurde, fast erwartungsgemäß, zu einem Ereignis. Es ist, wie immer bei Jansons, kaum möglich, das Erlebte in Worte zu fassen. Da gibt es so viele Emotionen, soviel Humanismus und so viel unbändige Lust am Klang! Jansons macht aus jedem Werk absolute Musik, das keiner weiteren Erklärungen bedarf, weil sie das Gehörte und Erlebte kaum wiedergeben können. Jansons Bruckner ist spektakulär, aber immer im Dienste des Komponisten. So laut und dynamisch es auch manchmal zugehen mag, Jansons gelingt eigentlich nur das Kunststück, das Beste aus jedem Musiker in diesem Moment herauszuholen. Das Resultat war atemberaubend. Die 90 Minuten, die diese Symphonie dauert, vergingen wie im Fluge. Immer wieder schaffte es der Dirigent, den Hörer direkt anzusprechen und ihn mit auf eine erlebnisreiche musikalische Reise zu nehmen. Dirigieren kann, ja darf Spaß machen, das sieht man Jansons Mimik in jedem Moment an. Und die Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks dankten es ihm mit einer phänomenalen Leistung. Alle Instrumentengruppen wuchsen über sich hinaus. Präzision, Dynamik, Farbenreichtum, Akzente, Klangpracht, da stimmte einfach alles. Fast ist man geneigt zu sagen, wenn Jansons und das BR spielen, dann könne man getrost die Berliner Philharmoniker unter Rattle oder die Dresdner Staatskapelle unter Thielemann vergessen. Jansons und seine Musiker machen die Musik quasi physisch erlebbar, und das spürt das Publikum in wirklich jedem Moment. Zum Schluss gab es für luxemburgische Verhältnisse einen kaum endenden Applaus, lautstarke Bravo-Rufe und ‘Standing Ovations’, die vor allem Mariss Jansons galten.