Wenn alle Musiker des Luxembourg Philharmonic ihrem Dirigenten am Schluss des Konzerts sichtbar begeistert zujubeln, dann will das etwas heißen. Und in der Tat muss man dieses Konzert in der Liste der Top-Konzerte der letzten Jahre aufnehmen, meint unser Mitarbeiter Alain Steffen.
Was das Publikum am letzten Freitag in der Philharmonie an Klangmagie, Raffinesse und musikalischer Schönheit geboten bekam, das war Weltklasse. Der japanische Dirigent Kazuki Yamada, Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra und des Orchester Philharmonique de Monte-Carlo, übertraf in seinem dritten Konzert mit dem Luxembourg Philharmonic alle Erwartungen. Auf dem Programm standen zwei Raritäten, die nur selten im Konzertsaal zu finden sind, Gabriel Faurés wunderschönes Requiem und Maurice Ravels symphonisches Ballett Daphnis und Chloé, an diesem Abend in seiner integralen Fassung und dazu noch mit Chor
Kazuki Yamaha besaß genau das Feeling und das exakte Timing für diese Musik. Wie ein Wunder entwickelte sich der meditative Charakter des Requiems in leuchtenden Farben und mit positiver Kraft. Yamada entwickelte insbesondere die reichen Farben und hellte die sowieso schon optimistische Grundstimmung dieses Werkes noch auf. Die Streicher glänzten mit sanfter, federleichter Bogenführung (herrlich die z.T. dominanten Bratschen und Celli). In diesen schwebenden Klangteppich vermischten sich dann zusätzlich Holz und Blech zu einem expressiv wohldosierten, immer schönen und in allen Punkten hellen, leuchtenden Klang. Die Melodienführung blieb weich und auch der wunderbar singende Philharmonic Chorus of Tokyo fügte sich nahtlos in dieses farbenreiche Spiel ein. Glänzend auch die beiden Solisten Maki Mori, Sopran und Stéphane Degout, Bariton.
Nach der Pause konnte sich das vollbesetzte Luxembourg Philharmonic mit Ravel noch einmal steigern. Yamadas umsichtiges, in allen Punkten weiches Dirigat ließ die Musik atmen und frei fließen. Alle Soli (allen voran der exzellente Solo-Flötist Etienne Plasman) zeugten von der Qualität der Musiker, während das ebenso kompakte wie überragend phrasierende Blech sich diesmal selber übertraf. Der Chor, der ja hier mit seinen Vokalisen quasi als Instrument eingesetzt wird, begeisterte durch sein sehr hohes Niveau an Gestaltungsfähigkeit. Yamada gelang das Kunststück, das Luxemburg Philharmonic bei diesem Konzert auf Weltniveau spielen zu lassen. Und genau das hatten vor ihm Dirigenten wie Tugan Sokhiev und Jukka-Pekka Saraste ebenfalls getan, allerdings in einem ganz anderen Repertoire. Das Luxembourg Philharmonic kann jetzt nicht nur einen erstklassigen Mahler oder Shostakovich spielen, es findet auch wieder zu seinen Ursprüngen als französisch timbriertes und äußerst filigran aufspielendes Orchester zurück. Allerdings konnte Louis de Froment damals von einer solchen spielerischen Qualität nur träumen. Jetzt heißt es, nach Gustavo Gimeno einen Dirigenten von Format zu finden, der jetzt das Luxembourg Philahrmonic mit seinem großen Potential noch weiter aufbauen und festigen kann, und keinen Dirigenten, der das Orchester als Springbrett für die eigene Karriere nutzt. Das wäre jetzt ein Schritt in die falsche Richtung.