Wenn sich Barockmusik und Hip-Hop-Choreographie begegnen, dann kann man sich auf ein außerordentliches Klang- und Seherlebnis einstellen. Alain Steffen war für Pizzicato in der Luxemburger Philharmonie mit dabei.
Schon in der letzten Spielzeit hatte William Christie und seine Arts Florissants in einem Comédie-ballet mit Molière überaus erfolgreich Barockmusik und Tanz kombiniert. Diesmal stand Purcells Fairy Queen auf dem Programm und am Schluss wurden alle Beteiligten mit jubelnden Standing Ovations lange gefeiert. Kein Wunder, denn an diesem Abend passte einfach alles. Der Choreograph Mourad Merzouki, der den Hip Hop-Tanz in all seinen Facetten benutzt und dabei gerne auf Zirkusakrobatik, asiatische Kampftechniken, Video oder Livemusik zurückgreift, hatte sich eine kurzweilige und zum Teil spektakuläre Choreographie zu Purcells Musik einstudiert, die Tänzer und Solisten tatsächlich als ein Ensemble auftreten ließ. Es gab keine Brüche in der Handlung, wenn man bei diesem Werk überhaupt von Handlung reden kann.
Atemberaubend war die Leistung der fünf Tänzer, einer Frau und vier Männer, die während zwei Stunden quasi permanent in Aktion waren. Anahi Passi, Samuel Florimond, Alary Ravin, Daniel Saad und Thimothée Zig der Compagnie Käfig begeisterten das Publikum zu Recht mit tollen Leistungen und zeigten mit sehr viel Überzeugung, wie gut moderner Tanz zu barocker Musik passen kann. Auch den Sängern schien diese Mischung enormen Spaß zu bereiten obwohl sie auch hier z.T. körperlich gefordert wurden. Die Sopranistin Paulina Francisco, die drei Mezzosopranistinen Georgia Burashko, Rebecca Leggett und Juliette Mey, die Tenöre Rodrigo Carreto und Ilja Aksionov, der Bariton Hugo Merman-Wilson und der Bass Benjamin Schilperoort, sie alle verstanden sich als Teil des Ganzen, als Ensemble. Niemand sang oder spielte sich in Vordergrund, was der Aufführung auch sehr gut tat, zumal alle Sänger auf gleich hohem Niveau sangen.
Begleitet wurden sie von den wunderbaren Les Arts Florissants unter William Christie, der eigentlich nur die Tutti-Passagen dirigierte, bei Soli oder wenigen Instrumenten die Musiker einfach mal machen ließ. Solistisch durften sich Emmanuel Resche-Caserta, Konzertmeister und die Blockflötisten Sébastien Marq und Nathalie Petibon auch szenisch miteinbringen.