So souverän, klangschön und spieltechnisch brillant wie seit einem Jahr hat man das Luxembourg Philharmonic lange nicht gehört. Mittelmäßigkeit scheint wie weggeblasen, die Konzerte bewegen sich allesamt auf einem extrem hohen Niveau, sagt Alain Steffen.
Da machte auch das Konzert vom vergangenen Freitag keine Ausnahme, zumal gleich vier Werke auf dem Programm standen, die absolute Klangkultur fordern. Das Konzert begann mit der Uraufführung von Claude Lenners‘ ‘Out of the blue’, einem Auftragswerk des Kulturministeriums. Lenners erweiterte damit sein Werk ‘Silent blue’ für Kammerorchester aus dem Jahre 2019 zu einem Dyptichon, brach aber nach dem ruhigen ‘Silent blue’ aus dieser blauen Farbe aus und schaffte ein sehr dynamisches, teils aggressives und fast durchgehend schnelles Werk, bei dem jeder Musiker des Orchesters gefordert wird und für jede Instrumentengruppe tolle Einlagen geschaffen wurden. Interessant ist, wie Lenners hier quasi puzzleartig Stimmungen und Farben, Emotionen und Klänge ohne hörbaren Bruch aneinanderfügt und hierbei die Musik selbst eigentlich unmerklich verändert und weiterführt. Das was die Impressionisten, sowohl in Malerei wie auch in der Musik wollten, nämlich die Vermischung von Farben ohne sichtbare Abgrenzungen, das gelingt Lenners hervorragend. Dazwischen gestreut gibt es immer plausible, ruhige, nachdenkliche Momente. Und so klang das Werk dann auch aus. Gustavo Gimeno setzte auf maximale Durchhörbarkeit und auf ein sehr energisches und dynamisches Orchesterspiel. Für den Hörer war es ein reines Vergnügen, dieses sehr gut komponierte und dreidimensional angelegte Werk mit all seinem abwechslungsreichen musikalischen Geschehen zu beobachten und so in die Musik selbst hineintauchen zu können.
Es folgte das selten gespielte Konzert für Orgel, Streicher und Pauke von Francis Poulenc mit Iveta Apkalna als Solistin. Gustavo Gimeno hatte einen schönen, aber sehr festen orchestralen Teppich mit einem hervorragenden Benjamin Schäfer auf der Pauke einstudiert, so dass die Solistin ihrem ebenso markanten wie subtilen Spiel freien Lauf lassen konnte. Das Zusammenspiel zwischen Apkalna, Gimeno, Schäfer und den Streichern des Luxembourg Philharmonic erwies sich als optimal, so dass man auch bei dieser Aufführung von einer Sternstunde sprechen kann.
Als Zugabe spielte die lettische Organistin die Toccata aus der Orgelsymphonie Nr. 5 von Widor.
Auch die beiden folgenden Werke wussten das Publikum von Hocker zu reißen. Eigentlich ist es unverständlich, warum Ottorino Respighis Feste Romane und Pini di Roma nicht öfters im Konzertsaal zu erleben sind. In beiden Werken zeigt sich Respighi als wunderbarer Klangmaler, der es nicht scheut, die Leistungsfähigkeit eines Symphonieorchesters zu hundert Prozent auszunutzen.
Das Luxembourg Philharmonic spielte die beiden Werken mit viel Freude und Einsatz und zeigte damit, wie flexibel und selbstsicher die Musiker geworden sind. Um technische Details brauchte man sich eigentlich während der Aufführung nicht mehr zu sorgen, die Musik floss und atmete, erklang in den schönsten Farben und schenkte dem Publikum unwahrscheinliche Crescendi. Ein sichtlich entspannter und zufriedener Gustavo Gimeno merkte natürlich, dass das Orchester ihm an diesem Abend überall folgen würde. Und so forderte er alles… und bekam alles. Jubelnder Applaus am Schluss eines Konzertes, das vier Werke vorstellte, die allesamt das orchestrale Können des Orchesters auf schönste Weise unter Beweis stellten.