Am Sonntag konnten die Zuhörer in der Luxemburger Philharmonie ein Orchester hören, das nicht nur gut beleumundet, sondern wirklich gut ist. Was Orchester, Dirigent Ivan Fischer sowie die Solistinnen Isabelle Faust und Tabea Zimmermann aus einem klassisch geformten Programm machten, darüber kann Uwe Krusch schreiben.
Die beiden Hälften des Abends wurden jeweils mit einer Ouvertüre von Gioacchino Rossini eröffnet. Am Beginn erklang die zu der Italienerin in Algier, die mit ihrer Virtuosität einen aufmerksamkeitsheischenden Beginn darstellte. Nach der Pause erklang dann die Diebische Elster, die mit ihren markanten Wirbeln der kleinen Trommeln beginnt. Bei beiden Werken, wie auch im Restprogramm, zeigte Fischer, dass er die Musik mit Augenmaß, gutem Geschmack und abseits eines ‘Höher, weiter, schneller’ spielen lässt. Trotzdem liess Fischer es nicht an Feuer und Esprit fehlen, die gerade bei Rossini unabdingbar sind. So wurden diese beiden Ouvertüren mit feinster Artikulation, Raffinesse und italienischer Leichtigkeit geboten, ohne zu überdrehen.
Das Orchester war von Anfang an hoch konzentriert und motiviert. Mit seinem besonderen Klang schafften es die Niederländer trotz ihrer nordeuropäischen Herkunft, uns die italienische Lebensart nahe zu bringen.
Durch die deutsche Aufstellung, bei der die zweiten Violinen aus Publikumssicht rechts vom Dirigenten sitzen, wurden Mozart und Haydn, deren Werke den Großteil des Programms ausmachen, besonders vorteilshaft dargestellt, da hier die Geigen sich oft abwechseln und diese Gegenüberstellung so besonders plastisch wird.
Als Solokonzert hatten die Gäste die Sinfonia concertante von Mozart vorbereitet, die zwei Soloinstrumente vereint, nämlich Geige und Bratsche. Dafür traten zwei der profiliertesten Solistinnen unserer Tage an, Isabelle Faust für die Violinstimme und Tabea Zimmermann an der Bratsche. Vom ersten Ton an fügten sie sich ins Tutti ein, um für ihre Solopartien keinen Kaltstart hinlegen zu müssen. Da bei Mozart das Tempo immer ein sensibles Thema ist, war dieses Vorgehen hilfreich. Auch wenn einzelne Passagen in beiden Solostimmen zusammen gehen, lösen sie sich meistens ab. Beide Streicherinnen fügten sich genauso gut ins Ganze ein wie sie auch für ihre Soli hervortraten. Dabei stellten sie sich ganz in den Geist des Stückes und lieferten eine intensive und sorgsam ausgefeilte Interpretation, die die Stärken der Komposition herausstellte. Damit ergänzten sie die Sicht von Fischer – oder er ihre – ohne Abstriche. So durften die Gäste eine beispielhafte Version dieses Werkes erleben. Beide Solistinnen bedankten sich dann mit einer verhaltenen Duozugabe.
Am Ende des offiziellen Programms stand mit der Nr. 102 eine der Symphonien von Joseph Haydn aus seiner Londoner Zeit. Als Komponist für den privaten Konzertveranstalter Johann Peter Salomon musste er immer geistreiche Musik liefern, die das Publikum anzog. Zu diesen Stücken gehört auch diese Symphonie, die spätestens im vierten Satz mit Trugschlüssen und überraschenden Pausen den Ansprüchen gerecht wird.
Aber auch sonst leuchteten Fischer und die Musiker des Concertgebouworkest diese für den aufmerksamen Zuhörer so geistreiche Musik mit aller Noblesse und handwerklich ausgefeilt aus, so dass sich das Auditorium für die Darbietung stürmisch bedankte. Dafür wiederum revanchierten sich der Dirigent und das Orchester mit einem Rumänischen Tanz von Bartok, der zeigte, dass das Ensemble, bekannt als Mahlerorchester, auch die technisch diffizileren Formen beherrscht.