Der Pianist Kit Armstrong präsentierte zusammen mit einem speziell zusammengestellten Ensemble sein Expedition-Mozart-Projekt in gleich zwei Konzerten in der Luxemburger Philharmonie vor. Unser Mitarbeiter Alain Steffen war dabei und erlebte zwei qualitativ sehr unterschiedliche Konzerte.
Das Orchester resp. Ensemble bestand u.a. aus dem Schumann Quartett, dem Quatuor Hermes und dem Minetti Quartett sowie hochangesehen und prominenten Musikern wie den beiden Violinisten Andrej Bielow und Noah Bendix- Balgley, dem Klarinettisten Sebastian Manz, der Fagottistin Sophie Dervaux und der Oboistin Céline Moinet.
Eingeleitet wurde das erste Konzert vom 18. April mit dem Streichquartett Nr. 15 KV 421 in der Interpretation des Schumann Quartetts. Wenn die vier Musiker auch ihr spieltechnisches Können unter Beweis stellen konnten, so krankte die Aufführung an einer erschreckenden Phantasielosigkeit. Gestaltung gab es wenig, die Dialoge wirkten mechanisch und die Belanglosigkeit des Vortrags konnte an keiner Stelle Mozarts Musik in Klang umsetzen. Im Gegensatz zu der Meisterleistung des Pavel Haas Quartet zwei Tage vorher an gleicher Stelle waren die Schumanns schon fast zweitklassig.
Wenig Freude gab es auch beim Klavierkonzert Nr. 5 KV 175. Hier spielten nun das Schumann Quartett und das Hermes Quartett zusammen, als Konzertmeister agierte Andrej Bielow. Die Bläserpulte waren Mit Céline Moinet, Oboe, Sebastian Manz, Klarinette, Sophie Dervaux, Fagott und Milena Viotti, Horn prominent besetzt. Doch selbst erstklassige Solisten müssen kein erstklassiges Ensemble abgeben. Angefeuert von einem sehr dynamischen Kit Armstrong am Klavier wurde vor allem laut und herzlich gespielt. Das gab es weder eine ausgewogenen Klangbalance, noch feingestaltete Melodienstränge. Und Wärme und Charme, so wichtig bei Mozart, suchte man vergeblich.
Etwas besser wurde es nach der Pause mit Mozarts Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Die Musiker fanden hier etwas besser zusammen und boten eine durchwegs homogene und akzeptable Leistung. Auch der Kopfsatz vom Quartett für Klavier und Streicher geriet noch recht gut, doch man merkte schnell, dass Andrej Bielow, nicht immer ganz sauber in der Intonation, ein Individualist ist. Seine beiden Streicherkollegen vom Hermes Quartett, Lou Yung-Hsin Chang, Bratsche und Yan Levionnois, Cello hielten sich ab dem zweiten Satz brav und schüchtern im Hintergrund, so dass die Balance im Ensemble kippte. Kit Armstrong, der jeweils hinter den Ensembles spielte, begeisterte wie immer durch ein wunderbares Klavierspiel, das aber an diesem Abend mit seinem allgemeinen Klanggestöber keine wirklichen Akzente setzen konnte.
Von einem ganz anderen Schlag war das zweite Konzert mit der Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester KV 364, der Maurerischen Trauermusik KV 477 und den beiden Klavierkonzerten Nr. 23 KV 488 & 24 KV 491. Im großen Saal der Philharmonie hatten die Musiker – im Gegensatz zum Kammermusiksaal im ersten Konzert – den Raum, den sie brauchten. Ab der ersten Note konnte das Ensemble, das diesmal u.a. mit den Schumann-, Minetti- und Hermes-Quartetten und anderen ausgewählten Musikern besetzt war, vollends überzeugen. Die beiden Konzertmeister Andrej Bielow (KV 364) und Noah Bendix-Balgley hatten ihre Kollegen gut im Griff und sorgten für ein dynamisches, mitreißendes und klangschönes Spiel. Bendix-Balgey und Amihai Grosz, Viola, waren dann auch die überragenden Solisten der Sinfonia concertante. Beide glänzten mit lupenreinem, gefühlvollem Spiel und einem sehr lebendigen Dialog, sowohl untereinander, wie auch mit ihren Orchesterkollegen. Das war beste Kammermusik im Großen. Auch die beiden Klavierkonzerte standen unter dem Motto des Zusammenspielens und Zusammenmusizierens. Kit Armstrong, der wieder hinter dem Orchester als Primus inter Pares agierte und sich somit als ein gleichwertiger Teil des musikalischen Ganzen sah, erwies sich als wunderbarer Mozart-Interpret. Leichtfüßig und verspielt im Konzert Nr. 23, verhalten, nachdenklich und dramatisch im Konzert Nr. 24; Armstrong zeigte in diesen beiden sehr unterschiedlichen Konzerten die ganze Palette seines interpretatorischen Könnens. Das Zusammenspiel mit dem Orchester, in dem auch Trompeter Adam Rixer und Schlagzeuger Simon Stierle vom Luxembourg Philharmonic mitwirkten, war perfekt und lebendig, so dass das Mozart-Projekt von Kit Armstrong doch noch mit überragenden Interpretationen zu Ende ging. Am Schluss gab es noch den langsamen Mittelsatz aus dem Klavierkonzert Nr. 23 als Zugabe.