Tosender Applaus und Standing Ovations im fast vollbesetzten Saal der Luxemburger Philharmonie. Kein Zweifel: Das neugegründete Orchestre de la Place d’Europe hat seinen ersten öffentlichen Auftritt mit Bravour bestanden. Alain Steffen war für Pizzicato dabei.
Erst vor vier Monaten hatten sich an die hundert Amateurmusiker zu einer ersten Probe im großen Saal der Philharmonie getroffen. Auf dem Programm stand damals bloß die Zugabe des geplanten Konzerts, Elgars Nimrod aus den Enigma Variations. Ich konnte dieser ersten Probe beiwohnen und war nach einer Stunde überrascht, aber auch begeistert, wie schnell es Dirigent Benjamin Schäfer geschafft hatte, ein Gemeinschaftsgefühl herzustellen und das kurze Werk innerhalb einer Stunde auf ein schon bereits beachtliches Niveau zu hieven.
Das Orchestre de la Place de l’Europe, so benannt nach dem Ort, wo sich die Luxemburger Philharmonie befindet, besteht aus Amateuren, die ihr Instrument nicht professionell spielen
Das erste Konzert fand nun in der Philharmonie statt und begann mit der Tondichtung Prélude à l’après-midi d’un faune von Claude Debussy, einem der Hauptwerke des französischen Impressionismus. Dieses Stück ist natürlich eine Herausforderung für alle Musiker, insbesondere für die Flöte. Benjamin Schäfer schaffte es, ab dem ersten Takt eine wundervolle Stimmung zu schaffen. Es waren vor allem die Sensibilität und der gemeinsame Atem, die in jedem Moment beeindruckten. Die Nervosität war zwar manchmal spürbar, hatte aber keinen negativen Einfluss auf den musikalischen Ablauf. Im Gegenteil. Auch nach kleinsten Unsauberkeiten fanden die Musiker schnell und vor allem sicher zu einer gemeinsamen Linie zurück.
Das zweite Werk des Abends war ein Klassiker, Antonin Dvoraks Symphonie Nr. 9, Aus der neuen Welt. Sie war für so ein Debutkonzert prädestiniert, weil sie allen Instrumentengruppen die Chance gibt, zu glänzen. Und das taten sie auch. Nach einigen unwesentlichen anfänglichen Unsicherheiten im ersten Satz fanden die Musiker schnell zusammen, so dass der zweite Satz in all seiner Schönheit erstrahlen konnte. Die motivierten Musiker spielten nicht nur nach Noten, sie interpretierten das Werk mit viel Gefühl und Sinn für dramatische Abläufe und Klangstimmungen. Und irgendwann hatte man als Zuhörer vergessen, dass es sich bei dem OPE um ein Amateurorchester handelt und dieses sein erstes Konzert spielte.
Nach dem wunderbar phrasierten Largo mit seiner an diesem Abend glänzend gespielten Cor Anglais-Melodie wurden die beiden letzten Sätze auf hohem Niveau dargeboten. Besonders schön zu hören war, dass es Dirigent Benjamin Schäfer gelang, das Spiel und somit das Klangbild des Orchesters in jedem Moment transparent und luftig zu halten.
Die Zugabe, Nimrod von Edward Elgar, klang erfrischend klar und zeigte ein letztes Mal an diesem Abend das hervorragende Niveau und das noch auszubauende musikalische Potential dieses neuen Amateurorchesters.