Zuerst gab es einmal das große Zittern. Zuerst bei den Musikern, dann beim Publikum. Die ersten Takte von Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 klangen wackelig und unsicher, und es gelang es Christoph König nicht sofort, die unpräzisen Orchestergruppen zusammenzubringen. Erst mit dem Einsatz des Klaviers, also von Alexander Lonquich, kam etwas Ruhe in das musikalische Geschehen, notiert Pizzicato-Mitarbeiter Alain Steffen.
Lonquich, absolut sicher, souverän und konzentriert, ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und wurde dem Orchester zum Fixpunkt. Die Musiker der ‘Solistes Européen’s hatten sich dann auch schnell gefangen und begleiteten adäquat. Dank der klassischen Orchesterbesetzung hatte man nicht den Eindruck, einer Symphonie mit Klavier beizuwohnen, sondern tatsächlich einem Klavierkonzert. König hielt seine Musiker zurück und überließ Lonquich den Vortritt. Und das war auch gut so.
Der ruhige Pianist, der international sicherlich nicht zu den bekanntesten Solisten zählt (aber eigentlich gehören müsste), gehört zur gleichen Garde authentisch-empathischer Pianisten wie Brendel, Barenboim, Oppitz oder Ax, also Interpreten, die die große Kunst beherrschen, ihre Interpretation aus der Musik heraus entstehen zu lassen und sich zum Diener des Werkes machen, ohne Effekte, ohne Plattitüden, ohne virtuose Ausbrüche. Und so wirkte auch Lonquichs Spiel wie der Fels in der Brandung, sicher, markant und sehr präsent. Von der Brandung, also dem Orchesterspiel hätten wir aber etwas mehr erwartet. Das erste Klavierkonzert von Brahms ist ein Monolith, gewaltig und mit scharfen Kanten. König und die SEL aber gingen mit dem Schleifpapier zu Werke, glätteten und polierten diesen Klangbrocken zu einem letztendlich ungefährlichen und allzu romantischen Musikstück. Sicher, das gefiel, und auch der Mittelsatz war von einer wunderbaren Expressivität und Schönheit. Von den Ecksätzen aber hätte ich mir mehr Dynamik und Wildheit erwartet.
Nach der Pause gewann das Orchester zu seiner gewohnten Form zurück. Beethovens Symphonie Nr. 3, die ‘Eroica’, stand auf dem Programm, und Christoph König bewies, welch hervorragender Beethoven-Interpret er ist. Die Marcia funebre lotete König bis ins kleinste Detail aus, und seine Musiker spielten mit absoluter Hingabe und klanglicher Raffinesse. Auch die beiden Finalsätze ließen das Publikum großen Beethoven erleben.
König kam ohne persönliche Zutaten aus, er vertraute ganz auf die Musik Beethovens ließ das Publikum so an einer sehr authentischen, aber unaufgeregten Aufführung teilnehmen. Sicher, es gibt Dirigenten, die hier gerne voll aufdrehen, König aber wollte keine Beethoven-Show, sondern strebte eine durch und durch stimmige Interpretation der ‘Eroica’ an.
Die ‘Eroica’ mit den ‘Solistes Européens Luxembourg’ gibt es zusammen mit Etienne -Nicolas Méhuls 1. Symphonie auf dem Label Rubicon, und das in erstklassiger Klangqualität, wofür sich das luxemburgische Aufnahmeteam Marco Battistella und Maurice Barnich verantwortlich zeichnet.