Für ihr Konzert im Kammermusiksaal der Luxemburger Philharmonie hatten der Cellist Kian Soltani und der Pianist Mario Häring Werke von Ludwig van Beethoven, Francis Poulenc, David Helbock und Sergej Rachmaninov im Gepäck. Alain Steffen hat sie gehört.
Das Konzert begann mit einer sehr ausgewogenen, aber auch sehr akzentreichen, im Ausdruck fast trockenen Wiedergabe der Sonate für Cello und Klavier Nr. 4 von Beethoven. Wenn man bedenkt, dass die Tradition der Cellosonate damals noch ganz jung war – erste Versuche dieser Gattung (meistens mit Cembalo) haben Benedetto Marcello, Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini gemacht -, so kann man von Beethovens meisterlicher Komposition aus dem Jahre 1815 nur begeistert sein. Soltani und Häring unterstrichen in ihrer Interpretation den modernen, zukunftsgewandten Charakter des Werkes. Dank eines hervorragenden Spiels und einer lebendigen Kommunikation erlebte man Beethoven pur. Sehr schön auch das dynamische Zusammenspiel, bei dem Härings eher perkussives, akzent- und kantenreiches Spiel die eher lyrische, warme Bogenführung von Kian Soltani kontrastierte.
Sehr farbenreich und betont rhythmisch unterstrichen die beiden Musiker die Vielseitigkeit von Francis Poulencs Sonate für Cello und Klavier FP 143 aus den Jahren 1940-1948 und ließen immer wieder, insbesondere in den beiden letzten Sätzen, Jazz-Einflüsse durchscheinen. Eine makellose Intonation und ein sehr schönes, warmes Spiel zeichneten Soltanis Ansatz aus, während Häring mit einem dynamischen, klaren Spiel für den griffigeren Part zuständig war. David Helbrocks Werk ‘Soul-Searching for violoncello and piano’ ist ein Auftragswerk der ‘European Concert Hall Organisation’ (ECHO) für die beiden Solisten des Abends. Helbrock ist Jazzmusiker und das merkt man in jedem Takt. Grooves, Rhythmen und einige Improvisationsanweisungen herrschen bei ‘Soul-Searching’ vor, obwohl der Komponist auch klassische ‘Seelenmusik’ in seine spannendes Werk miteinfließen lässt. Auch hier erlebten wir eine spielfreudige Wiedergabe zweier motivierter und äußerst talentierter Künstler.
Das Hauptwerk des Abends war das die halbstündige Sonate für Cello und Klavier op. 19 von Sergej Rachmaninov aus dem Jahre 1901. Teils lyrisch, teils elegisch begeistert Rachmaninows Werk durch expressive Musik emotionale Dichte.
Rachmaninow hatte seine Sonate wie auch sein vorhergegangenes 2. Klavierkonzert nach einer Depression und einer psychiatrischen Behandlung für seinen das Cello spielenden Psychiater Nikolai Dahl geschrieben. Die Sonate sollte eins von Rachmaninovs wichtigsten Werken werden. Dass diese Sonate aber natürlich auch einen wunderbaren Klavierpart hat, das wusste Mario Häring mit jeder Note zu beweisen. Überhaupt war es ein Genuss, dem gleichwertigen Spiel beider Musiker zuzuhören. Häring sah sich in diesem Sinne auch nicht als Begleiter, sondern als Mitgestalter, was der Sonate dann auch sehr zu Gute kam.
Soltani betörte das Publikum mit seinem wunderbaren Klang und seinem präzisen Spiel. Anmutiger als er kann man das Andante wohl kaum spielen. Nach diesem komplexen Programm und den hochexpressiven Interpretationen hatte das Publikum und die beiden Musiker noch immer nicht genug. Und so erklang nach so viel Ernst als augenzwinkernde Zugabe das Stück ‘New York Honk’ von Thomas Demenga, das auf virtuose Weise das Treiben auf New Yorks Straßen beschreibt.