In der Reihe, die verschiedene Konzerthallen in Europa verbindet, um jungen Künstlern Gehör zu verschaffen, ist auch die Philharmonie Luxemburg beteiligt. Uwe Krusch hat für Pizzicato das jüngste Konzert besucht, bei dem das als Ensemble schon nicht mehr ganz so junge Goldmund Quartett spielte, dass schon den dritten Besuch hier, vorher etwa auch bei den Loopino Kinderkonzerten, absolvierte.
Wie üblich in diesem Rahmen, hatten sie ein vielseitiges Programm mitgebracht. Neben drei bekannten Werken, dem späten Haydn Quartett op. 76 Nr. 5, dem ebenso gemäß Opus-Zahl späten Mendelssohn Quartett f-Moll op. 80 und dem zweiten von Brahms trugen sie das für sie komponierte Werk `The Smile of the Flamboyant Wings´ vor. Der Titel, der sich nach dem gleichnamigen Gemälde von Joan Miro richtet, geht eher abstrakt an das Metier. Miro ging es darum, die Realität seiner Umgebung zu zwingen, sich in einem Bild noch lebendiger zu zeigen. Er fühlte sich gerne auf dem Weg zu einer neuen Art von Bildwirklichkeit – der Kubismus ermutigte ihn; er fühlte sich mehr von der Synthese als von der Analyse angezogen.
In einem freien und eher auf die strukturellen Formen eingehenden Bezug hat die bulgarische Komponistin ihr Werk erschaffen. In einem andeutungsweise dreiteiligen Aufbau mit einer langsameren Mitte, geht das Werk von einem rhythmisch betonten Anfang, der im Stil an Fiddelmusik angelehnt scheint, über eine entspannte ruhigere Passage in wieder aufgeregtere Bahnen.
Wer ein atonal abschreckendes Neukonstrukt erwartet hatte, wurde enttäuscht. Neuere harmonische Wendungen waren nur im ruhigeren Teil zu finden, ohne dass diese aufgeschreckt hätten. Insgesamt hatte das Werk einen charmanten Wesenszug, der es nicht in die Reihe herausragender Kompositionen hievt. Aber mit geschicktem Kompositionssatz schafft es die Komponistin, ein hörenswertes kleines Biotop zu schaffen, dass fernab von Niveaulosigkeit als Kleinod in Erinnerung bleibt.
Die drei sozusagen althergebrachten Werke wurden dann gar nicht althergebracht vorgezeigt. In bereits zehn Jahren gemeinsamen Musizierens haben sie einen deutlichen Personalstil entwickelt. Sie schafften es, die durchaus unterschiedlichen Anregungen ihrer Lehrmeister so zu verbinden, dass sie lebendig aufspielten, aber darüber nicht Strukturen und Klang vergaßen. Im Vordergrund stand ein weich ausgestalteter Ensemblesound, der eher einen Mischklang erzeugte als eine messerscharf getrennte Anordnung der Stimmen. Dennoch behielt der Gesamtklang eine deutliche Durchhörbarkeit auf jeden Einzelnen, so dass es saftig und intensiv und trotzdem strukturiert zugeht.
Die zurückhaltende nichtmusikalische Kommunikation im Quartett wurde nur munterer, als der Cellist einige einleitende Worte zum modernen Werk gab und mit seinem Versprecher, dass er den Zuhören `Erfolg …´, der Rest ging im Gelächter auch des Quartetts unter, wünschen wollte. Dass sie ihre starke Stimme nicht nur auf der CD , sondern auch im Konzertsaal zeigen können, ist eine positive Seite, die die Goldmund-Konzerte ebenso zum Erlebnis macht. Solche aufstrebenden Künstler hört man gern und umso mehr gern auch wieder.