Das dritte und letzte Konzert, bei dem Krystian Zimerman zu Gast beim Philharmonischen Orchester Luxemburg und Gustavo Gimeno war, bot dem Solisten wieder eine große Herausforderung mit Beethovens Klavierkonzerten Nr. 4 und 5, die normalerweise nur einzeln am Abend zu hören sind. Dazwischen gab es wieder einen kleinen Happen, die drei Sätze aus der Lyrischen Suite von Alban Berg für Streichorchester. Uwe Krusch hat für Pizzicato mitgehört.
Dieses Konzert bot ein überzeugendes Musikerlebnis, soweit kann man den Höreindruck schon vorab zusammenfassen. Die Beteiligten setzten eher nicht da an, wo sie beim zweiten Zusammenspiel aufgehört hatten, sondern hatten einen Sprung im gemeinsamen Verständnis und der daraus folgenden Aufführung getan. Mit einem sehr entspannt lyrischen Ansatz wurde das Vierte Konzert eröffnet. Diese feine Lesart ist natürlich nicht durchgehend zu erwarten, denn nicht erst im zweiten Satz, der mit einem scharfen Streicherunisono eröffnet, erklingen auch handfeste Passagen, die hier auch wirkungsvoll hervorgehoben wurden. Was dann aber auch äußerst positiv auffiel, war das ausgelebt Tänzerische im Solo des Finalsatzes.
Das Fünfte Konzert beginnt formal ähnlich, zwar mit einem Orchesterakkord, aber keiner Exposition im gewohnten Sinne, sondern das Klavier übernimmt. Der weitere Charakter des Werkes ist dann deutlich triumphaler als beim Vorgängerwerk, aber deswegen wurde es keineswegs brachial oder gar martialisch gedeutet, sondern eher auflebend freudig. Es gelang bei diesem Miteinander viel sicherer und selbstverständlicher, miteinander zu kommunizieren und die Übergänge miteinander zu koordinieren. Ja, kleine Wackler und Unebenheiten waren dabei. Aber ihre Minimalität und schnelle Überwindung gingen im mitreißend musizierten Ganzen unter. Was vor einigen Wochen noch bei der Symphonie von Brahms fehlte, nämlich Bögen zu spannen und ein Vorandrängen und Sehnen zu gestalten, nicht zu verwechseln mit unmusikalischem Eilen, das gelang an diesem Abend wirklich beeindruckend. Einmal mehr zu erwähnen sind auch die hervorragenden Musiker des OPL, stellvertretend für alle erwähnenswerten die Hornisten, die einen großen Abend hatten.
Die zweite Wiener Schule war an diesem Abend als Brücke vertreten. Im Hinblick auf die pandemiebedingten Umstände musste bei zwei auch zeitlich anspruchsvollen Konzerten von Beethoven kurz ausfallen. So hatte Gimeno aus der Lyrischen Suite von Alban Berg die Fassung von Berg selber für Streicher gesetzt. Diese Bearbeitung nimmt nur drei der sechs Sätze der Quartettfassung auf, ist dadurch noch konzentrierter. Auch hier wurde erhörbar, dass sich das Orchester den besonderen Umständen besser angepasst hat. Auch hier sind solistische und leise Passagen zu hören ebenso wie große Momente des gesamten Streicherapparats. Doch anders als im letzten Konzert mit Verklärte Nacht von Schönberg entstand dieses Mal nicht der Eindruck von Zerbrechlichkeit oder Unsicherheit, sondern eine geschlossen gestaltete Deutung, die trotz ihrer partiell reihentonalen Passagen schon bei ihrer Uraufführung beim Publikum Erfolg hatte und auch an diesem Abend auf große Zustimmung stieß.
Ob die Anwesenheit des Großherzogs und einiger Vertreter seines Hofes auch zum großen Einsatz und Gelingen beigetragen hat, weiß ich nicht. Wenn dem so wäre, dann würden wir uns diesen Besuch immer wünschen. So jedenfalls machen die Konzerte des Philharmonischen Orchesters Luxemburg Freude.