Gustavo Gimeno dirigierte in der Luxemburger Philharmonie Mahlers Dritte Symphonie mit dem Philharmonischen Orchester Luxemburg. Uwe Krusch berichtet.
Mit der 3. Symphonie von Gustav Mahler stand nicht nur ein mit fast 100 Minuten Spielzeit sehr großformatiges Werk auf dem Programm, sondern zugleich auch ein groß besetztes, mit dreistelliger Zahl an Instrumentalisten, teilweise im Fernorchester, sowie Altsolo, Frauenchor und Knabenchor. So voll hat man die Bühne schon sehr lange nicht mehr erleben können.
Doch abgesehen von diesen Äußerlichkeiten, die die Kapazität der Bühne und das Sitzfleisch des Auditoriums fordern, boten die hochmotivierten und bestens disponierten Philharmoniker aus Luxemburg eine grandiose Darbietung dieses Werkes. Hochkonzentriert ging Gimeno sein Dirigat an und konnte diesen Standard bis zum letzten Ton und darüber hinaus noch die Stille für den inneren Nachhall beim Lauschenden durchsetzen.
Natürlich mag jeder, der diese oder eine andere Mahler-Symphonie schon mit einem noch höher angesehenen Orchester gehört hat, hier einen nicht brillanten Einsatz gehört oder da eine ausführungstechnische Pretiose vermisst haben. Aber diese Petitessen muss man unter dem Stichwort ‘andere Interpretation’ und nicht als schlechte oder gar fehlerhafte Darbietung abtun. Zur Überraschung des Rezensenten war diese Deutung in jeder Hinsicht beeindruckend und auch hochgradig stimmungsvoll. Hat sich das OPL doch nach Worten von Gustavo Gimeno als Orchester für das französische Repertoire hervorgetan, kam Mahler bisher eher am Rande vor. Und umso größer war die Freude, diese Darbietung miterlebt haben zu dürfen.
Allen voran Konzertmeister Haoxing Liang mit zahlreichen Soli und natürlich die zahllosen Bläser konnten hier aus dem Vollen ihrer Kunst schöpfen und boten ausgezeichnete Details ebenso wie überzeugend angelegte und gestaltete größere Passagen, die den Willen zur Formgebung und die Umsetzung in klingende Töne zeigten. Die Ausdrucksmöglichkeiten eines so reich besetzten Apparates wurden im Orchester voll ausgenutzt und zu einer facettenreichen, aber auch durchgehenden Erzählung über die ganze Welt zusammen gefügt.
Trotz allen Lobes für das Orchester sind aber die Gesangsdarbietungen für dieses Opus so schlicht wie eminent wichtig. Gerhild Romberger, die gesagt hat, « Mahler ist wie Butter, Sahne und Schokolade », versteht es, diesen Überschwang an Kalorien in ergreifende und stilvolle Form zu kleiden und nicht im Fett zu ertränken. Mit sehr klarer Diktion und sich zurücknehmendem Auftritt schafft sie eine stimmliche Atmosphäre von Zartheit und gleichzeitig großer Dichte.
Die Damen des Wiener Singvereins, die von Johannes Prinz vorbereitet worden waren und als weitere lokale Protagonisten die Pueri Cantores du Conservatoire de la Ville de Luxembourg, die Pierre Nimax einstudiert hatte, gaben den Gesangspartien nicht nur die erforderlichen Stimmen, sondern wussten mit ihrer Klarheit des Ausdrucks und der Sicherheit homogener Gestaltung den Bogen der Interpretation durch das Orchester nicht nur zu begleiten, sondern noch zu erweitern.
Dieses große Werk in einer faszinierenden Darbietung zeigte einmal mehr, dass das OPL, wenn es motiviert und gut vorbereitet ist, wirklich zu den ganz großen Klangkörpern gehören kann. Ein Abend, der helles Licht in dunkler Jahreszeit bot.