Nachdem Andras Schiff bei seinem Konzert mit den Luxemburger Philharmonikern geschwächelt hatte, durfte unser Mitarbeiter Alain Steffen am Sonntagabend an einem exzellenten Klavierabend von Schiff beiwohnen.
Das Programm war nicht bekannt und wurde vom Pianisten erst während des Konzerts angekündigt. Bereits das erste Stück, die Aria aus den Goldberg-Variationen von J.S. Bach ließ aufhorchen. Schiff führte als Conférencier durch das Programm, erklärte Zusammenhänge und analysierte die Werke kurz und kompakt. Dabei beschränkte er sich auf seine Lieblingskomponisten Bach, Mozart, Haydn und Beethoven. Nacheinander kam das Publikum in den Genuss von Bachs frühem mehrsätzigem Capriccio BWV 992 und Ricercar a 3 aus dem Musikalischen Opfer, Mozarts 4. Fantasie c-Moll und dessen eher unbekanntes Eine kleine Gigue sowie Haydns c-Moll Sonate (1770) und dessen Variationen aus dem Jahre 1794.
Schiffs Interpretationen waren alle von einem untrüglichen Gefühl geprägt, in allererster Linie ging es ihm aber um musikalische Schönheit, Kohärenz und kontrollierte Expressivität. Auch sein Beethoven nach der Pause, die 6 Bagatellen und die wunderbare Waldstein-Sonate erklangen wie aus einem Guss. Schiffs Beethoven war weniger markant als gewohnt, dafür konnte das Publikum eine in sich stimmige und wohl ausgefeilte architektonische Meisterleistung erleben, die vor allem Beethovens Genie in den Mittelpunkt stelle.
Andras Schiff zeigte an diesem Abend, dass er ein Interpret von Weltklasse mit einem eigenen, sehr individuellen und vor allem hundertprozentig überzeugenden Spielstil ist, der sich immer wohltuend aus der Masse heraushebt.
Philharmonie Luxembourg: Andras Schiff und die Sache mit dem Wurm