Trotz Erkältungen in den eigenen Reihen und einem Dirigenten, der mit Fieber dirigierte, wurde die Aufführung von Beethovens monumentaler Missa solemnis zu einem Ereignis allererster Güte. Alain Steffen berichtet.
Das Orchestre des Champs-Elysées, das 1991 als erstes französisches Orchester auf Originalinstrumenten von Philippe Herreweghe gegründet wurde, spielte ein makelloses Konzert. Die Ausgewogenheit der Instrumentengruppen und die innere Balance waren ebenso perfekt wie die spieltechnische Umsetzung und die dynamische Intensität der Interpretation.
Philippe Herreweghe, mittlerweile schon 75 Jahre alt, dirigierte sein Orchester trotz Erkältung mit höchster Konzentration und ohne Anflug von Spannungsnachlass. Der Klang des Orchesters vermittelte höchste Expressivität und Schönheit, und man fand in ihm sowohl die historische Aufführungspraxis wie auch die klassische Tradition wieder. Hervorragend war auch der Chor. Das Collegium Vocale Gent, ebenfalls von Herreweghe gegründet, sang überragend und intonationssicher, dazu sehr textverständlich und mit authentischem, klarem Ausdruck. Auch das Solistenquartett darf man als Glücksfall bezeichnen. Eleanor Lyons, Sopran, Eva Zaïcik, Mezzo, Ilker Arcayürek, Tenor und Hanno Müller-Brachmann, Bass, begeisterten mit vollen und kräftigen Stimmen, die sich mühelos über Orchester und Chor erhoben und sich vollkommen in Herreweghes Konzept und den historischen Klang einfügen konnten. Ein in allen Punkten atemberaubendes, ja denkwürdiges Konzert.