Das Orchestra dell‘ Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom spielte am Dienstag unter der Leitung von Daniel Harding in der vollbesetzten Luxemburger Philharmonie. Es war ein Konzert, bei dem alles stimmte, so behauptet Alain Steffen.
Bemerkenswert waren die Haltung und die Leistung der Orchestermusiker, das Dirigat von Daniel Harding, die grandiose Leistung der Violinistin Lisa Batiashvili und auch die Programmauswahl, bei der die Musik den Hauch sommerlicher Farben verströmte. Bereits das erste Werk, Prélude à l’aprés-midi d’un faune von Claude Debussy gelang der Accademia di Santa Cecilia hervorragend. Luftig-leicht der Klang, wunderbare Farben, herrliches Spiel. Harding dirigierte dieses Stück mit sehr viel Sinnlichkeit und klanglicher Tiefe. Das Orchester zeigte anschließend, dass es sehr wandlungsfähig in Sachen Modulation, Phrasierung, Farbgebung und Dynamik ist.
Das 2. Violinkonzert von Serge Prokofiev, das ohne Solokadenzen auskommt, ist ein sehr geschlossenes Werk, wobei die Violine in permanentem Dialog mit dem Orchester steht. Vom Charakter her bleibt die Musik hier erstaunlich optimistisch, erreicht sogar manchmal (im 1. und 2. Satz) pastoralen Charakter. Diese Wärme wusste die Solistin Lisa Batiashvili wunderbar umzusetzen. Allein ihre Kunst der Phrasierung, die ohne Effekthascherei und plakative Effekte und Gesten auskommt, zeugte von der großen Kunst dieser Musikerin. In völligem Einklang mit Harding und dem reaktiven Orchester hatte sie alle Freiheiten, dieses schöne Konzert nach eigenem Geschmack zu gestalten und es zu einer überwältigenden Aufführung zu bringen.
Was beim Orchester auffiel, das war dieses interessante Nebeneinander von wohltuender Wärme und zugleich scharfen Akzenten in den Streichern. Das führte auch in der Interpretation von Johannes Brahms’ 2. Symphonie zu neuen Aspekten. Harding blieb einem großsymphonischen Konzept treu, lichtete das Orchesterspiel aber immer wieder auf und arbeitete die einzelnen Orchestergruppen sehr gut heraus. Die Schärfe in den Streichern ließ die Musik akzentuierter und kontrastreicher erscheinen, während der warme und schöne Klang der Instrumente den pastoralen Charakter der Symphonie hervorhoben. Zudem achtete Harding auf ein sehr flüssiges Spiel mit einem quasi narrativen Charakter. Feinste Tempomodulationen gaben der Interpretation einen natürlichen Atem, so dass sich die Symphonie ganz natürlich und organisch vom Anfang bis zum grandiosen Finale, bei dem der Dirigent die Blechbläser im Zaum hielt, entwickeln konnte und das Publikum somit an einer in jedem Moment aufregenden Interpretation teilhaben ließ.
Lisa Batiashvili hatte zusammen mit dem Orchester Johann Sebastian Bachs Ich ruf zu dir BWV 639 für Violine und Streicher in der Bearbeitung von Anders Hillborg zum Gedenken an alle Menschen die weltweit unter Krieg und Not zu leiden haben als Zugabe gespielt, während Harding und Accademia di Santa Cecilia das Konzert mit dem Intermezzo aus Puccinis Manon Lescaut beendeten und damit ein restlos begeistertes Publikum nach Hause entließen.