Am vergangenen Samstag wartete ein ganz besonderer Leckerbissen auf das Publikum in der Luxemburger Philharmonie. Josef Haydns beliebtes Oratorium ‘Die Schöpfung’ stand auf dem Programm, und das mit exquisiten Interpreten, berichtet Alain Steffen.
Der Balthasar- Neumann Chor und das Balthasar-Neumann-Ensemble wurden von ihrem Chefdirigenten Thomas Hengelbrock dirigiert. Die Solisten waren Camilla Tilling, Katharina Konradi Sopran, Lothar Odinius, Tenor, André Morsch, Bariton und Tareq Nazmi, Bass. Bereits im Vorjahr hatten Hengelbrock und sein Ensemble mit einer unkonventionellen Aufführung von Bachs ‘Johannespassion’ für sich eingenommen und gezeigt, welche Türen die historisch informierte Aufführungspraxis auch heute noch aufstoßen kann.
Natürlich hatten wir uns auch eine solch hochkarätige und spannende Aufführung für Haydns ‘Schöpfung’ erwartet und wurden nicht enttäuscht. Man muss an dieser Stelle allerdings bemerken, dass Hengelbrocks sehr auf Dramaturgie bedachtes Konzept bei Bachs ‘Johannespassion’ – wir erinnern uns beispielsweise an den äußerst expressiv und beinahe hysterisch überspitzt agierenden Evangelisten von Daniel Behle – besser griff als bei der ‘Schöpfung’. Trotzdem war es ein einmaliger Konzertabend, sängerisch besonders in den ersten beiden Teilen optimal besetzt. Ähnlich wie Daniel Behle ist auch Lothar Ondinius ein eher dramatischer Tenor mit einer sehr präzisen Deklamation, stimmlich hervorragend disponiert und enorm präsent. Großartig der Bassist Tareq Nazmi, der mit seiner volltönenden Stimme und seiner intelligenten Darstellung in jedem Moment für sich einnahm. Etwas weniger gut zu verstehen, aber dafür mit einer hinreißenden Interpretation vermochte auch Camilla Tilling zu überzeugen.
Der dritte Teil war dann hauptsächlich Katharina Konradi, Sopran und André Morsch, Bariton, vorbehalten, die zwar beide recht gut sangen, aber an die exzellenten und packenden Interpretationen der anderen Sänger nicht herankamen. Lothar Odinius wiederum war hier hervorragend. Über die Leistung des Balthasar-Neumann-Chores und Ensembles braucht man keine Worte zu verlieren: Sie sind über alle Zweifel erhaben und somit gehören sie zu den wirklich allerbesten Barock-Spezialisten unserer Zeit. Thomas Hengelbrock entlockte dem Orchester ungehörte Töne und sein Umgang mit Dynamik und Farben, mit Rhythmus, Attacken und musikalischer Schönheit ist einmalig, zumal er die besondere Fähigkeit besitzt, all dies in einer homogenen und stimmigen Interpretation zu einem atemberaubenden Klangerlebnis zu bündeln. Und das Gleiche muss man auch über den Chor sagen, der an diesem Abend vom Publikum mit wahren Begeisterungsstürmen verabschiedet wurde.