Isabelle Faust ist gern gesehener Gast in der Luxemburger Philharmonie. Jetzt bot sie aus ihrem reichhaltigen Repertoire auf entsprechendem Instrument ein auf herausfordernde barocke Violinsonaten ausgerichtetes Programm an, das auch Uwe Krusch hören konnte.
Wobei das Wort Instrument ein wenig kurz greift. Denn neben der Geige im barocken Aufsatz gehörten dazu der Bogen, die historisch informierte Spielweise und auch die das Ensemble komplettierenden anderen entsprechend agierenden Musiker, also Kristin von der Goltz mit dem barocken Cello, Elizabeth Kenny mit der Theorbe, und Kristian Bezuidenhout am Cembalo.
Jeweils drei Werke von Johann Sebastian Bach und Johann Paul von Westhoff umrahmten eine Solosonate von Heinrich Ignaz Franz Biber. Alle drei Komponisten waren exzellente Geiger und konnten dementsprechend auf ihr Instrument zugeschnittene Kompositionen schaffen, die neben vielfältigen musikalischen Reizen auch mit technischen Vertracktheiten einem Solisten das Leben schwer machen. Gerade in der Auswahl der Werke des Abends wurde deutlich, dass es eine geläufige barocke Musikwelt gibt, die ein Publikum meistens zu hören bekommt. Und es gibt eben dieses Repertoire, das für das Auditorium Höreindrücke zu bieten hatte, die meist nur Spezialisten bekannt sind. Es war spannend, was sich diese Musiker einfielen ließen, um die Möglichkeiten sowohl des Polyphonen wie auch des akkordischen Spiels in immer wieder neuem Licht erklingen zu lassen. Und das alles würzten sie mit grifftechnischen Ansprüchen, die auch versierte Solisten staunen und schwitzen lassen.
Nun darf man beruhigt sagen, dass Isabelle Faust und ihre Begleiter diese frühe Phase längst überwunden hatten und bestens präpariert ihre Tournee durch europäische Lande bestritten. Doch sollte man nicht unterschätzen, dass die solistische Betätigung in dieser Intensität über neunzig Minuten auch die besten fordert. Dass sie die gesamte Zeit ohne Fehl und Tadel harmonische Eleganz, geigerischen Charme, spielerische Leichtigkeit klingen ließ und man die Anspannung allenfalls als befreites Lächeln am Ende wahrnehmen konnte, war mehr als beeindruckend. Mitunter vergaß man bei Ihrem Auftritt, dass nur eine Geige spielte, so sicher setzte sie die Vorgaben in Töne. Und genau diese Täuschung ist ein Teil der von den Komponisten beabsichtigten Wirkung.
Verschiedenes konnte man etwa bei Biber hören, dessen Sonate ein famoses Beispiel unterschiedlichster Mittel in kürzester Zeit bot. Streng gesetzte neben improvisiert wirkenden Abschnitte und eine verblüffend vielgestaltige Variationsfolge etwa kennzeichneten diese 5. Sonate. Bei Westhoff fällt im Unterschied dazu die virtuos gesetzte Cembalostimme neben der der Geige ins Gewicht, die die Form einer Triosonate heraufbeschwört.
Kristian Bezuidenhout ist ein ausgezeichneter vielseitiger Pianist, der hier auch am Cembalo reüssierte. Auch er trug zu großen Teilen mit seinem feingliedrigen und auf die Partner abgestimmten Speil dazu bei, einen großartigen Musikabend erlebt zu haben.
Kristin von der Goltz belebte das Geschehen nicht nur mit ihrer immer aktiven Mimik, sondern bearbeitete ihr Instrument mal kraftvoll, mal feinfühlig. In engstem Austausch mit Isabelle Faust warfen sie sich zeitweilig musikalische Bälle zu, die die jeweils andere dann in ihrer Façon nachspielen durfte. Ein wenig unauffällig im Auftritt, aber von bestechender instrumentaler Beherrschung und in den Zwischenspielen und als konturgebende Stimme von maßgeblichem Einfluss konnte auch Elizabeth Kenny ihre Schalenhalslaute einsetzen.
Dass die Barockmusik teilweise noch ein nur den Experten bekanntes Feld bietet, das umso lohnender ist, bewies das Konzert dank des hingebungsvollen Einsatzes der Beteiligten, allen voran von Isabelle Faust.