Dass die Musik der Sklaven und der Schwarzen einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der amerikanischen Musik hatte, genauso wie die der Indigenen, ist nicht zu wiederlegen. Umso interessanter war es, Jordi Savalls neues musikhistorisches Programm A Sea of Music mit Musik aus 400 Jahren Sklavenhandel zu erleben. Unser Mitarbeiter Alain Steffen nahm an einem äußerst bewegenden aber auch unterhaltsamen Konzertabend teil.
In A Sea of Music zeigt uns Jordi Savall die Entwicklung der kreolischen und schwarzen Musik während der Sklavenzeit in Afrika, Amerika und der Karibik. Insgesamt vier Jahrhunderte Musik – so lange dauerte der Sklavenhandel – wurden zu einem unvergleichlichen Konzertabend zusammengeschmiedet und durch kurze Texte erklärend illustriert. Savall erzählt diese Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels sowohl aus Opfer- wie auch als Tätersicht und schafft wieder einmal ein pädagogisches und historisch hochinteressantes Konzept, das durch seine intelligente Konstellation das Prädikat ‘Besonders Wertvoll’ verdient.
Für A Sea of Music hat Savall ein internationales und authentisches Ensemble um sich geschart, wobei er selber musikalisch nur sehr selten in Erscheinung tritt und eher als Spiritus Rector auf der Bühne steht. Dieses Ensemble besteht einerseits aus Hesperion XXI und La Capella Reial de Catalunya sowie aus dem Tembembe Ensemble Continuo, das sich der Erforschung und Neuschöpfung musikalischer Verbindungen zwischen der spanischen Barockmusik und der traditionellen Musik Lateinamerikas und Mexikos widmet. Hinzu kamen Musiker und Sänger aus Kanada, Guinea, Guadeloupe, Mali, Brasilien, Venezuela, Cuba und Haïti.
So tragisch diese Geschichte der Sklaven auch ist, immer wieder erklingen Musik und Gesänge auch optimistisch. Savall hat dieses Programm wieder einmal sehr sorgfältig, konsequent und kurzweilig zusammengestellt, so dass es neben einem sehr hohen Unterhaltungswert zudem Tiefe, Ernsthaftigkeit und musikalische Vielseitigkeit besitzt. Nach einer ergreifenden Zugabe von Amazing Grace ging das Konzert mit rhythmischen und optimistisch-tänzerischen Klängen zu Ende. Das Publikum jubelte zu Recht. Von all den vielen Musikern, die ich kenne, liebe und schätze, wäre Jordi Savall wohl der, der mir persönlich gerade in unserer heutigen Zeit wohl am meisten fehlen würde…