Auch wenn die Pandemie immer wieder auf den Spielplan einwirkt, so lässt sie doch Konzerte in Luxemburg zu, wenn auch nicht in den ‘unkultivierten’ Nachbarstaaten. Und da bieten sich dann mitunter auch sehr hörenswerte Abweichungen vom geplanten Rest des Spielplans. Uwe Krusch berichtet.
Leonidas Kavakos, Artist in Residence der Luxemburger Philharmonie, konnte anreisen. Seine vorgesehene Begleiterin, die Pianistin Yuja Wang, hatte es jedoch nicht geschafft, bis nach Luxemburg vorzudringen. Kurzfristig hatte dann Enrico Pace diesen Platz eingenommen.
Das Programm war unverändert geblieben. Neben der als Grand Duo bezeichneten Sonate von Franz Schubert gab es die zweite von Robert Schumann zu hören. Zwischen diese beiden Werke eingebettet präsentierten sie die Sonate von Claude Debussy.
Dass das Zusammenspiel diesen beiden herausragenden Künstlern keine Probleme bereiten würde, konnte man schon ahnen, da sie bereits gemeinsame Erfahrungen, etwa mit der Gesamteinspielung der Beethoven Sonaten gesammelt haben. Wie schon in dieser Aufnahme konnten die Zuhörer in der Philharmonie ein fein abgestimmtes Miteinander erhören, das für beide Partner den jeweils erforderlichen Spielraum eröffnet. Bis auf einen turbulenten Atemzug im Schlusssatz bei Schumann, der im Moment der Aufführung noch turbulenter wurde, gelang es dem Duo ohne jegliches Wenn und Aber, miteinander zu atmen, zu kommunizieren und einfach die Musik blühen zu lassen. Dabei kam nie der Eindruck auf, dass der einen den anderen bedrängte oder zu irgendeiner Spielweise forcierte oder nötigte. Vielmehr verständigten sie sich mit kleinen Gesten so entspannt, als ob es das Einfachste wäre.
Für Schubert war sie eine Grande Sonate, mit der sich der 20-jährige vom früheren Vorbild Mozart lösen und den Anschluss an die großen Sonaten Beethovens und Hummels erreichen wollte. Neben dem klanglichen Aspekt zeugen Melodik und formale Anlage von Schuberts gereifter Persönlichkeit. Daneben zeigt sie, dass Schubert sich gegen Beethoven und Mozart behaupten wollte. Während Kavakos und Pace im ersten Satz noch ein ruhig dezentes Klangbild erzeugten, das einen quasi biedermeierlich wirkenden Eindruck hervorrief, entwickelten sie im Verlauf ein forscheres und auch nach vorne blickendes Gebilde.
Während das Klischee mit dem Begriff Biedermeier eine gewisse Verzopftheit verbindet, kann man es positiv formuliert auch als geordneten Rahmen verstehen. Der Umschwung auf die Sonate von Debussy zeigte dann schlagartig eine neue Welt, die neue Darstellungen von Stimmungen und Emotionen bietet. Die Umsetzung dieser neuen Klangebenen gelang ebenso selbstverständlich wie mühelos. Nochmal eine neue Welt eröffnete sich bei Schumann. In Parallele zur Bezeichnung der Sonate bei Schubert hat Schumann sein Werk Große Sonate genannt, was sich auf Virtuosität, Ausdehnung als auch quasi sinfonische Dimensionen bezieht. Die Idylle der ersten Sätze wird mit dem stürmisch startenden Finale unversehens fortgerissen, bis das Voranstürmen im triumphalen D-Dur endet.
Mit diesem Werk beschlossen die beiden Musiker das Konzert und konnten auch noch mal ihre Qualitäten als Musiker und Duopartner mit Verve unter Beweis stellen. Die notgedrungen spärliche Besetzung im Saal hinderte das Publikum an diesem Abend nicht, anhaltend und intensiv seine Begeisterung applaudierend zum Ausdruck zu bringen. Dieser Artist in Residence macht seiner besonderen Position im diesjährigen Kalender der Philharmonie Luxemburg alle Ehre.