Mit einem weiteren Back to live – Konzert in der Philharmonie verabschiedete sich das Orchestre Philharmonique du Luxembourg in die Sommerpause, nicht wissend, wie es konkret im Herbst weitergehen wird. Alain Steffen berichtet.
Das Konzert war bei stark reduziertem Publikum wieder ausverkauft, trotzdem fehlte anfangs die richtige Stimmung, wahrscheinlich auch dadurch bedingt, dass man das emsige Treiben, das man vor einem Symphoniekonzert sonst im Foyer beobachten kann, vermisste. Stattdessen gähnende Leere. Die Orchestermusiker aber schienen ohne Druck zu spielen, so dass sie diese ganze entspannte Atmosphäre sehr positiv auf das musikalische Geschehen auswirkte. Auf dem Programm standen zwei Werke, die wenig innere Aufregung vermittelten. Mit einer sehr schön ausmusizierten und romantischen Ouvertüre Die Zauberharfe von Franz Schubert startete das Orchester in dieses knapp einstündige Konzert, bei dem es natürlich auch keine Pause gab. Gustavo Gimeno dirigierte diese Ouvertüre mit sehr viel Gefühl und Sinn für die feinen Strukturen von Schubert. Diese Ouvertüre ist übrigens nicht für das Schauspiel Rosamunde (1823) komponiert worden, sondern bereits drei Jahre vorher für das Melodram Die Zauberharfe (1820). Erst im Laufe der Zeit, hat es sich eingebürgert, dieses Werk als Rosamunde-Ouvertüre zu bezeichnen. Das wegen dem Sicherheitsabstand großzügig auf der gesamten Bühne verteilte Orchester entwickelte einen sehr offenen, transparenten und räumlichen Klang, das der weichen und fließenden Melodik des Schubert-Stückes sehr entgegen kam.
Beethoven hat seine fünfsätzige Sechste Symphonie 1807/08 quasi gleichzeitig mit der Fünften komponiert und damit zwei sehr unterschiedliche Werke geschrieben, die sich aber durchaus ergänzen. Auf der einen Seite die akzentreiche, rhythmisch prägnante und vorwärtstreibende Fünfte, die aus dem Dunkel ans Licht strebt, auf der anderen, die sehr zurückhaltende, deskriptive, durchgehend schöne und empfindsame Sechste, in der sich Beethoven als ein wahrer Klangmaler entpuppt und hier ganz sicher schon eine Weiche zur Romantik legt. Auch die Pastorale profitierte von dem Orchesteraufstellung.
Gimeno nahm sich Zeit, so dass sich alle Farben und Melodien, Stimmungen und Nebenstimmen wunderbar entwickeln konnten. Im 4. Satz mit dem Gewitter zog Gimeno das Tempo an, ohne es allerdings wirklich krachen zu lassen. Das Orchester spielte überragend und entließ das begeisterte Publikum mit hoffnungsvollen und friedlichen Klängen in die Sommerpause, die in diesem Jahr, eine ganz besondere wird.
Die neue Spielzeit in der Philharmonie wird, wenn es denn die Situation erlaubt, am 17. September mit einem Konzert des OPL, Gustavo Gimeno und dem Pianisten Krystian Zimerman beginnen. Nichts ist aber im Moment ungewisser.