Mit dem Budapest Festival Orchestra stand am vergangenen Samstag einer der besten europäischen Klangkörper auf der Bühne des Philharmonie. Ein Orchester das, wie unser Mitarbeiter Alain Steffen meint, sowohl durch frische Interpretationen, interessante Tournee-Programme und einen tollen Sound immer wieder überzeugen kann.
Nachdem das Orchester unter seinem Gründer und Chefdirigenten Ivan Fischer das Programm mit Ernö Dohnanyi Symphonic Minutes aus dem Jahre 1933 eröffnet hatte, einem sympathischen Werk, das allerdings keinen nachhaltigen Eindruck hinterließ, wartet man gespannt auf Altmeister Rudolf Buchbinder, der diesmal Robert Schumanns Klavierkonzert im Gepäck hatte. Buchbinder, ein der Tradition stark verpflichteter Interpret, ist aber alles andere als ein konservativer Pianist, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Im Gegenteil, er sucht immer die Herausforderung, so auch bei Schumanns Konzert, für das er einen sehr ungewöhnlichen Zugang wählte. Der Pianist stellte vor allem den kammermusikalischen Charakter in den Mittelpunkt seiner Interpretation, spielte das Konzert quasi als Sonate mit Orchesterbegleitung. Sein Spiel war dabei erstaunlich zurückhaltend und in sich gekehrt, selbst im Finale blieb Buchbinder seiner asketischen Sichtweise treu. Der an sich sehr temperamentvolle Ivan Fischer hielt sich demnach zurück, und fuhr das Orchester auf eine minimale, kammermusikalische und zurückhaltende Begleitfunktion herab. Was aber nicht immer klappte, denn die Musiker hatten hörbar immer wieder einige Mühe, sich auf einen kammermusikalischen Modus einzulassen. So interessant Buchbinders Konzept auch war, gepackt hat mich diese Aufführung des Schumann-Konzertes an keiner Stelle. Und ich frage mich, ob dieser kammermusikalische Zugang wirklich der richtige Weg zu dieser doch kraftstrotzenden Musik ist.
Seien wir ehrlich, bei den Tondichtungen von Richard Strauss gibt es eigentlich recht wenig zu interpretieren. Die sind nämlich so toll konzipiert und orchestriert, dass der Dirigent eigentlich vor allem die Aufgabe hat, die opulenten Klänge in das richtige Licht zu setzen und die Musik dementsprechend prachtvoll und sinnlich erklingen zu lassen. Dafür braucht man ein Orchester der Spitzenklasse. Das Budapest Festival Orchestra spielte Don Juan, den Tanz der sieben Schleier aus der Oper Salome und Till Eulenspiegel mit Bravour, Sinnlichkeit, großem Atem und perfekter Klangbalance. Ivan Fischer fühlte sich in dieser Musik deutlich wohler als bei Schumann und ließ sein Orchester klangprächtig und präzise aufspielen. Da passte einfach alles. Und nach dem Tanz der sieben Schleier von Strauss gab es als Zugabe den Walzer aus Der Schleier der Pierrette von Ernö Dohnanyi. Der Jubel des Publikums war damit garantiert.