Der dreißigjährige Pianist Kit Armstrong gilt als besonders begabt. Mit fünf Jahren begann er Klavier zu spielen und zu komponieren, er studierte Komposition und Musik ebenso wie Physik, Biologie und Mathematik. Am Montag besuchte unser Mitarbeiter Alain Steffen Armstrongs Orgel-Klavier-Rezital im großen Saal der Philharmonie, das auf den ersten Blick zwar vielversprechend aussah, letztendlich aber nicht vollends überzeugen konnte.
Im Rahmen der Konzertserie Autour de l’orgue hatte Kit Armstrong ein Programm zusammengestellt, das einerseits viel zu lang war und andererseits etwas unglücklich daherkam. Der talentierte Pianist begann mit der Suite für Cembalo Nr. 5 von Georg Friedrich Händel, in der Bearbeitung für Orgel selbstverständlich. Ich ziehe dieses Werk allerdings im Original vor, die Orgel, und das bestätigte mir diese Aufführung, ist zu mächtig und wuchtig im Klang und wird den Nuancen nicht immer gerecht. Armstrong spielte ohne wirklich etwas auszusagen.
Der Übergang von der Orgel zum Klavier erfolgte mit drei Sätzen aus der C-Dur Suite KV 399 von W.A. Mozart und zeigte uns eine perfekt gespielte, aber nie berührende Interpretation. Ähnliches war auch in der Klaviersonate Nr. 13 festzustellen, die spielerisch perfekt war und ausgewogen, aber recht professorenhaft wirkte. So technisch hervorragend und sogar nuancenreich Armstrong auch spielte, es war ein Mozart ohne Zauber. Der Eindruck wiederholte sich bei der lethargisch wirkenden Fantasie und Fuge in C-Dur KV 394. Auch das Publikum schien hier abzudriften, denn die Aufführung der drei Mozartwerke wurde von permanentem und sehr lautem Husten immer wieder gestört.
Den Abschluss bildete die überlange und über lange Strecken auch langweilig wirkende Fantasie und Fuge über den Choral Ad nos, ad saltarem undam von Franz Liszt, die zudem vom Programm her eher fehl am Platze war. Nach viel Enttäuschung trotz hervorragenden technischen Spiels gab es zum Schluss dann einen kleinen Lichtblick. Kit Armstrong spielte als Zugabe Aux cyprès de la Villa d’Este aus den Années de pèlerinage von Liszt und traf hier exakt den richtigen Ton. Wunderbare Phrasierung, klares Spiel, bildhafte Kraft – eine funkelnder Diamant am Ende eines eher durchwachsenen Konzerts.