Dass man im Konzertsaal Oper pur auch ohne Kulissen erleben kann, davon ist unser Mitarbeiter Alain Steffen überzeugt. Ab der Ouvertüre zog die recht spritzige Interpretation von Mozarts Le Nozze di Figaro durch das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini das Publikum sofort in ihren Bann.
Das Ensemble hatte bereits vor zwei Jahren mit Cosi fan tutte in der Philharmonie begeistert und konnte nun mit dieser Aufführung an ihren Erfolg anknüpfen. Antonini zog spritzige Tempi und eine frische Dynamik vor, ließ aber immer seinem spiel- und singfreudigen Solistenensemble den Vortritt. Hellhörig und mit einer wunderbaren Begleitungsfähigkeit trug er seine Sänger, so dass diese sich in jedem Moment sicher wiegen konnten. Das spiegelte sich natürlich in der gesamten Aufführung wieder, die so lebendig gestaltet war, dass man die fehlenden Kulissen erst gar nicht mal vermisste. Alles spielte sich, so wie es sein soll, zwischen den Personen ab, und das auf sehr natürliche Weise, denn einen Spielleiter scheint es nicht gegeben zu haben, zumindest wurde er nicht genannt.
Erstklassige Sänger waren Garanten für einen Mozart allerster Güte. Allen voran der phänomenale Figaro von Robert Gleadow, der den Charakter dieser Figur bis ins kleinste Detail erfasste und dazu mit einen prächtigen Gesang auftrumpfte. Auch Anna Lucia Richter, die inzwischen ins Mezzo-Fach gewechselt ist,war ein großes Plus dieses Ensembles. Ihre Canzona Voi che sapete im 2. Akt sang sie übrigens mit wunderbaren Verzierungen. Florian Boesch beeindruckte mit seiner kräftigen, aber immer flexiblen Stimme als Graf, während Anett Fritsch, zu Beginn ein wenig steif, nach und nach zur Höchstform auflief. Nikola Hillebrand war eine sehr lyrische und stimmlich schlanke Susanne, die ein passender Gegenpart zu dem burschikosen Robert Gleadow darstellt. Auch die kleineren Rollen waren mit der hochschwangeren Anna-Doris Capitelli (Marzellina), Shinyoung Kim (Barbarina), Joshua Spink (Don Basilio und Don Curzio) sowie Riccardo Novaro als Bartolo und Antonio) optimal besetzt. Die kurzen Choreinlagen wurden von den Basler Madrigalisten gesungen. Und nun warten wir mit Ungeduld auf Antoninis Don Giovanni, die dritte Mozart/Da Ponte-Oper.