Wenn es am Konzert des ‘Orchestre de Chambre du Luxembourg’ vom letzten Sonntag etwas auszusetzen gab, dann wohl die Akustik. Alles andere war hervorragend, meint Alain Steffen in seiner Konzertkritik.
Für ein etwas größer besetztes Ensemble, wie hier das Orchestre de Chambre du Luxembourg mit seinen rund 30 Musikern, ist der Kammermusiksaal der Luxemburger Philharmonie definitiv keine Option, insbesondere dann nicht, wenn auch noch Blechbläser verlangt werden, die gnadenlos grell ein harmonisches Klangbild zerstören.
Das OCL setzte unter seinem neuen Chefdirigenten Florian Krumpöck seinen Schubert-Zyklus mit dem Symphonien Nr. 1 & 6, sowie dem Rondo für Violine und Orchester D 438 fort. Krumpöck ist ein Dirigent, der recht forsch zur Sache geht und von einem lieblichen Schubert nichts wissen will. Bereits in seiner extrem dynamischen (leider für den Saal etwas zu lauten) Interpretation der 1. Symphonie, die Schubert als Sechzehnjähriger komponiert hat, zeigte Krumpöck, wieviel Charakter und Können in diesem wunderbar melodischen und präzise ausbalancierten Werk steckt. Das OCL hatte zu Beginn des ersten Satzes mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen, vor allem taten sich die Musiker etwas schwer, zu einem wirklich gemeinsamen Musizieren zu finden. Ab dann wurde es dann schnell besser, nur die Blechbläser wollten sich einfach nicht so recht in das Klangbild einfügen.
Eine wirkliche Entdeckung war die Uraufführung von Camille Kergers ‘Etwas träumt mich’, einem abwechslungsreichen, musikantischen und leicht zugänglichen Stück für Violine und Streichorchester. Kerger nutzt in seiner Komposition, nach eigener Aussage, « Elemente eines bestehenden Repertoires, um sie dann so einzubauen, dass etwas Neues daraus entsteht.“ Vor allem beeindruckt der 1957 geborene luxemburgische Komponist durch sein präzises Gefühl für Timing und die gekonnte Mischung von musikalischen Einfällen und strukturbetonter Eleganz. Diese Eleganz findet sich dann insbesondere im Solopart wieder, der von der Violinistin Martha Khadem-Missagh mit größtem Können gespielt wurde. Auch Schuberts Rondo für Violine profitierte von dem dezenten und klangschönen Spiel der Violinistin, die sich ganz der Schubertschen Melodie hingab. Florian Krumpöck und das OCL begleiteten beide Male auf höchstem Niveau.
Nach der Pause erlangte das OCL Bestform. Schuberts 6. Symphonie, ein zu Unrecht enorm unterschätztes Werk, wurde von Krumpöck mit harten Akzenten, zum Teil rasanten Tempi und viriler Kraft dirigiert. Das brillante OCL folgte seinem Chefdirigenten konzentriert und mit viel Spiellust. Die klanglichen Gleichgewichtsprobleme der 1. Symphonie waren vergessen, die Bläser fügten sich nun weit besser in das Klanggeschehen ein. Krumpöck und das OCL lieferten hier ein in allen Hinsichten mustergültige und sehr vitale Interpretation von Schuberts 6. Symphonie.