Antonio Pappano
Photo: Musacchio & Ianniello

Das London Symphony gastierte unter seinem Chefdirigenten Antonio Pappano in der Luxemburger Philharmonie. Alain Steffen berichtet.

Dass diesmal die gewohnten Beifallsstürme für Publikumsliebling Yuja Wang ausblieben, mag einerseits vielleicht an den vielen geladenen Gästen gelegen haben, für die Rachmaninovs etwas sperriges 1. Klavierkonzert dann doch zu schwere Kost war; andererseits war aber nicht zu überhören, dass die Balance zwischen der Solistin und dem peppig aufspielenden London Symphony Orchestra nicht ganz stimmte. Antonio Pappano ist ein sehr dynamischer Dirigent und ging das Konzert demnach mit viel Gestaltungswillen und klanglicher Wucht an, dies insbesondere in den Ecksätzen. Dabei überdeckte er regelmäßig Yuja Wang, die hörbar um ein differenziertes und sogar zurückhaltendes Spiel bemüht war. Dieses konnte sich dann am besten noch im langsamen Mittelsatz  bewähren, wo die Pianistin mit einem absolut kunstvollen Spiel zu begeistern wusste. Auch in den beiden schnellen und lauten Ecksätzen erlebte man Wang als gestaltungsfreudige Interpretin, deren Spiel leider zu oft in Pappanos wilden Klangwellen unterging.

Trotz oder vielleicht gerade wegen  der ausgebliebenen Jubelstürme zeigte Wang dann noch in zwei Zugaben ihr ganzes Können als Pianistin und exzellente Interpretin. Sowohl Rachmaninovs Prélude Nr. 5 op. 23 wie auch die Etude Nr. 6 von Philipp Glass gerieten am Schluss der ersten Konzerthälfte, die mit der wunderbar federnd gespielten Berlioz-Ouvertüre Le Carnaval Romain begonnen hatte, zu einem  besonderen Leckerbissen. Das LSO zeigte sich auch nach der Pause von seiner besten Seite und das Verständnis zwischen den Musikern und ihrem neuen Chefdirigenten war optimal und trug besonders bei der wunderbar ausgeloteten 3. Symphonie, der Orgelsymphonie von Camille Saint-Saëns ihre Früchte. Es war schon toll zu hören, wie schön Pappano die Soli herausarbeitete und die Musik luftig-leicht zu interpretieren wusste. Selbst im gewaltigen Schluss blieb das Orchesterbild transparent und vermischte sich auf schönste Weise mit dem Orgelspiel von Anna Lapwood. Das Publikum reagierte hier mit großem Jubel und die Musiker ihrerseits bedankten sich mit der subtil und traumhaft schön gespielten Pavane von Gabriel Fauré.

 

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