Gespannt war unser Mitarbeiter Alain Steffen auf das Konzert mit dem Countertenor Bejun Mehta, der im Kammermusiksaal der Philharmonie mit Liedern und Arien von Mozart, Beethoven, Haydn, Purcell und Britten zu hören war.
Am Klavier wurde der Sänger von Jonathan Ware begleitet. Es war ein Konzert, das dadurch außergewöhnlich war, dass der Großteil der vorgestellten Stücke ursprünglich für andere Stimmlagen geschrieben wurden. Der Countertenor vermischte somit das Repertoire von Mezzosopran, Sopran und Tenor und ließ das Publikum an einem einzigartigen Konzert teilhaben. Allerdings war das Programm mit nur etwas mehr als einer Stunde Dauer etwas kurz geraten, was vielleicht erklärte, dass diesmal viele Plätze leegeblieben sind. Einige Sympathien verspielte sich Mehta, als er sich nach dem ersten oder zweiten Stück über einen kleinen Jungen, der mit seiner Mutter in der ersten Reihe saß, wohl hinter der Bühne beschwert hatte, so dass Kind und Mutter aufgefordert wurden, den Platz zu räumen und sich ganz nach hinten zu setzen. Dass Bejun Mehta nach einem so kurzen Programm und trotz des herzlichen Beifalls des Publikums sich zu keiner Zugabe hinreißen lassen wollte, machte den Countertenor an diesem Abend auch nicht sympathischer. Musikalisch aber war es ein guter Abend, wenn ich auch Beethovens Liederzyklus An die ferne Geliebte von einem Tenor gesungen vorziehe. Trotzdem, Phrasierung, Textverständlichkeit, Interpretation waren extrem gut herausgearbeitet.
Das Gleiche kann man ebenfalls über die anderen Stücke sagen. Mehta hatte jede Arie und jedes Lied sehr minutiös vorberietet; seine kernige und gut fokussierte Stimme und sein Vortrag erwiesen sich demnach perfekt für Brittens Canticle I und Henry Purcells Man is for women made und Now That the Sun hath veiled his light, bei in der Bearbeitung von Benjamin Britten. Schade, dass das Publikum nur zwei von den 6 English Canzonettas zu hören bekam, es wäre genug Zeit gewesen, alle sechs zu singen. So wunderbar Mehta auch sang, bei dem Rezitativ und der Arie Ombra Felice von W. A. Mozart und bei der Kantate Arianna auf Naxos ließ er Routine durchscheinen und man vermisste dann doch die innere Teilnahme und dramatische Gestaltungskraft. Die aber hörte man in jedem Takt beim Pianisten Jonathan Ware. Schade also, dass dieses Konzert für Bejun Mehta wohl nur ‘business as usual’ zu sein schien.