Es war eine starke Interpretation von Beethovens Missa Solemnis, die das Publikum am Montag in der Philharmonie erleben konnte. Das ist jedenfalls die Meinung unseres Mitarbeiters Alain Steffen.
Thomas Hengelbrock und die Batlthasar-Neumann-Ensemble gehören schon seit Jahren zu den absoluten Publikumslieblingen der Philharmonie. Ihre grandiosen Aufführungen der h-Moll-Messe von Bach 2021 und des Deutschen Requiems von Brahms 2024 sind allen noch in bester Erinnerung. Und danach wartete man natürlich gespannt auf Beethovens Missa Solemnis.
Auch in diesem Werk erlebte man musikalische Perfektion auf allen Ebenen. Der Balthazar-Neumann-Chor ist einfach ideal für dieses Repertoire und die Hingabe, mit der die Sänger dieses Werk gestalteten, war atemberaubend. Zusammen mit dem auf historischen Instrumenten spielenden Balthasar-Neumann-Orchester bildeten sie einen homogenen Block, bei dem sich Gesang und Orchesterspiel auf idealste weise ergänzten. Stimmen und Instrumente flossen wunderbar ineinander über, mal dominierte der Chor, mal das Orchester, aber alle musizierten mit einem gemeinsamen Atem. Das führte natürlich zu einer optimalen Klangmischung und weil jeder dem anderen vertraute, konnten alle Mitwirkenden aus dem Vollen schöpfen.
Hengelbrock hatte die Bläser in die Streichergruppen integriert, so saßen beispielsweise die Naturhörner neben den Geigen und das Holz in der Mitte des Streicherapparates. Das gab einen ungewöhnlich präsenten, aber immer stimmigen Gesamtklang mit kernigen Akzenten und einer mitreißenden Dynamik.
Hengelbrock dirigierte das Werk in bestem Beethoven-Stil, zügig, kraftvoll im Ausdruck und sowohl mit Ecken und Kanten wie mit lyrischer Expressivität. Seine Einsätze waren sehr präzise und doch ließ er seinen Musikern genug Raum, um mitzugestalten. Und hier spürte und hörte man in jedem Moment, dass Chor, Orchester und Dirigent ein wirklich eingespieltes Team sind. Nur die Solovioline – welch geniale Idee hatte Beethoven da im Sanctus – wollte akustisch nicht so recht durchdringen, obwohl Konzertmeister Pablo Hernan Benedi seinen Part sehr schön gestaltete.
Und man durfte sich auch über ein in allen Punkten homogenes Sängerquartett freuen, das ebenso hochkarätig wie stimmschön besetzt war. Regulas Mühlemanns traumhaft schöner Sopran, Eva Zaïciks vollmundiger Mezzo, Julien Prégardiens leichtgeführter Tenor und Gabriel Rollisons runder Bass ließen keine Wünsche offen und wurden am Schluss zu Recht gefeiert, genauso wie Chor, Orchester und natürlich spiritus rector Thomas Hengelbrock, der wie jedes Mal Garant für eine erstklassige Interpretation des ihm anvertrauten Werkes war.