Nicht anders als herausragend kann unser Mitarbeiter Alain Steffen das Konzert der Belcea und Ébène Quartette bezeichnen, die gemeinsam als am 22. Mai in der Luxemburger Philharmonie auftraten.
Dass auch ganz junge Komponisten zu wundervollen Kompositionen fähig sind, das belegen die beiden Streichoktette von Felix Mendelssohn-Bartholdy und George Enescu. Mendelssohn hat sein Oktett im Alter von nur 16 Jahren komponiert und dennoch beeindruckt dieses Werk durch seine Meisterschaft und vor allem seine herrliche Musik, die bereits die seines Sommernachtstraums vorausnimmt.
Mendelssohn schuf mit seinem Streichoktett ein absolut virtuoses Stück voller inniger und schwebender Momente. Die beiden Quartette unterstrichen diese virtuosen und sehr romantischen Elemente. Atemberaubend die Dynamik, sensationell das Spiel: hier passte einfach alles. Angeführt von der sehr dynamischen Corina Belcea bot das Ensemble dem Publikum eine Aufführung, die schöner und besser nicht sein konnte. Jubelnder Applaus bereits vor der Pause und hochkarätig ging es dann weiter mit dem Streichoktett von George Enescu, das dieser mit 19 Jahren komponiert hat. Leider wird der rumänische Komponist viel zu sehr auf seine populären Rumänischen Rhapsodien festgelegt und man vergisst viel zu schnell, dass Enescu großartige Kammermusik und Symphonien geschrieben hat. Sein Oedipe gehört darüber hinaus zu den besten Opern des 20. Jahrhunderts.
Obwohl das Oktett relativ melodisch ist, ist es kein einfaches Werk. Man spürt darin bereits den typischen Enescu-Klang, der durch Vielstimmigkeit und immer wechselnde Klangfarben bestimmt ist. Das Oktett ist stilistisch auch nicht so richtig greifbar; es erinnert oft an Schönberg, Bartok, Martinu ohne diese aber zu kopieren. Die Aufführung durch das Belcea-und das Ébène Quartett war herausragend. Die Interpretation wirkte wie aus einem Guss, jedes Instrument war sehr gut hörbar, so dass der Vielschichtigkeit und dem Farbenreichtum der Partitur in jedem Moment Rechnung getragen wurde. Vor allem aber begeisterte dieses Konzert durch seine Lebendigkeit und seinen Drive; es war Kammermusik unter Freunden und diese Lust am Gestalten und am Zusammenmusizieren war in jedem Moment spürbar. Zum Schluss wohlverdienter Jubel seitens des Publikums.