Große Interpreten haben sich dank des gemeinsamen Agenten zusammen gefunden, um eine Hitparade der Werke von Franz Schubert zusammen zu erleben. Daran hatte auch unser Rezensent Uwe Krusch Anteil.
Das ‘Forellenquintett’, die ‘Arpeggione’-Sonate in der Cellofasssung sowie die Fantasie für Violine und Klavier in C-Dur sind bekannte, geschätzte und großartige Kompositionen der Kammermusik des Wieners zur sogenannten Biedermeierzeit. Die Lieder ‘Sei mir gegrüßt’ und ‘Die Forelle’ sind ebenfalls geläufige Kompositionen. Weniger im Fokus dürfte das mit dreizehn Minuten recht lange Lied ‘Viola’ sein.
Über diese Deutungen hinaus ist natürlich die musikalische Darstellung interessant. Nigl ist ein versierter und variabel agierender Bariton, der die unterschiedlichen Seelenstimmungen intensiv und subtil darstellte. Die Textverständlichkeit war an diesem Abend nicht ganz einheitlich.
Den Abend über ununterbrochen mit seinem Instrument beschäftigt war der Pianist Alexander Melnikov. Immer im Hintergrund sitzend, aber nicht bleibend, agierte er mit Feingefühl und wie alle Beteiligten mit überwältigender Musikalität. Seine feine an den oder die jeweiligen Partner angepasste Spielweise zeugte von einem unabhängigen Geist, der sich dennoch der Musik und den Partnern zuliebe einordnet.
Isabelle Faust und Jean-Guilhen Queyras waren jeweils im Duo oder auch im Trio mit dem Pianisten auf der Bühne und mit Aufnahmen präsent und brachten in diesen Besetzungen hochgelobte Darbietungen zuwege. Am Abend in der Philharmonie zeugten die ‘Arpeggione’-Sonate und die Fantasie einmal mehr von dieser stupenden Partnerschaft, die untrügliche Musikalität, Sensibilität, makellose Technik und kameradschaftliches Miteinander aufs Feinste verband. Ihr Spiel wirkte manchmal so zerbrechlich, in Augenblicken fast atonal, dass man diese Sicht auf Schubert nicht als biedermeierlich oder zopfig bezeichnen kann, sondern eher als modern und auch emotionell. Trotz dieser spannenden Deutung blieb irgendwie ein Fragezeichen im Raum stehen, dass nicht gelöst werden konnte. ‘Arpeggione’ und ‘Fantasie’ erklangen in großen Interpretationen, hinterließen aber auch den Eindruck, irgendwie nicht uneingeschränkt überzeugt zu haben, ohne dass man mit Sicherheit sagen konnte, warum. Vielleicht war es die ausreizende Darstellung, die manchmal auch über die Kante zu gleiten schien.
Der größte Hit unter diesen Werken, das ‘Forellenquintet’t, wurde dann vielleicht überraschenderweise zum einhellig begrüßten Ereignis. Zu Isabelle Faust gesellte sich an der Viola ihr Bruder Boris, den Kontrabass streichelte Laurène Durantel. Boris Faust hatte sicherlich an diesem Abend die unscheinbarste Rolle inne, was seinem den großen Namen gleichen Spiel und seiner nicht minder starken Musikalität keinen Abbruch tat. Die Überraschung war die Kontrabassistin. Mit meiner Begleiterin hatten wir vorher noch gescherzt, naja, Kontrabass eben, muss auch sein. Aber dann überzeugte die Musikerin mit einer den anderen in nichts nachstehenden Musikalität und dem dermaßen leichtfüßigen Umgang mit dem üblicherweise brummigen Instrument, dass sich dieses vom Bären zum Rotkehlchen mauserte. Vielleicht färbte die schlanke Figur der Musikerin auf den Ton des Instruments ab. Jedenfalls kamen ihre Akkordtupfer und auch die längeren Passagen rhythmisch so akkurat und fordernd, die Töne so federnd, extrem kurz und geradezu liebreizend hell, dass ich mich die ganze Zeit fragte, warum ich bisher in meinem Leben nie einen so anmutig gespielten Kontrabass gehört hatte, ohne dass die Tiefe der Töne geleugnet wurde. Aber jetzt war es so weit. Vielleicht war die Interpretation nicht überraschend, im Unterschied zu den vorherigen Interpretationen eher konventionell und trotzdem vollendet im Einklang der fünf Seelen, so dass sie lange im Hörer nachhallte. Damit rundete sich der Abend noch zu einem grandiosen Finale mit einem muntern Fischlein(schwarm)-Bade im klaren Bächlein – ohne jede tückische Trübung.