Anne-Sophie Mutter, mittlerweile auch schon 60 Jahre alt, steht seit 48 Jahren auf der Bühne und jeder ihrer Auftritte lebt immer noch von höchster Intensität und einer atemberaubenden Spieltechnik. Davon konnten sich unser Mitarbeiter Alain Steffen und auch das Publikum in der ausverkauften Philharmonie Luxemburg wieder einmal überzeugen.
Anne Sophie Mutter trat zusammen mit ihren langjährigen Klavierpartner Lambert Orkis und dem Cellisten Maximilian Hornung auf. Der erste Teil des Konzerts war dem Klaviertrio gewidmet. Hier standen sich das Geistertrio op. 70/1 von Ludwig van Beethoven und das zeitgenössische Geistertrio des amerikanischen Komponisten Sebastian Currier gegenüber. Beethovens Geistertrio erlebte ab den ersten Takten eine makellose Aufführung, die einerseits durch absolute Präzision, Ausgewogenheit und Klangschönheit begeisterte andererseits durch Spielfreude, Expressivität und musikalischen Drive zu einem ganz besonderen Moment in Sachen Kammermusik wurde. In der Tat, die drei Musiker schienen an diesem Tag wirklich Lust zu haben, außergewöhnliche Musik zu machen.
Sebastian Curriers 9-sätziges Geistertrio zitiert zwar die Geister aus der Vergangenheit. Zu hören sind sehr kurze Fragmente aus Trios von Beethoven, Mendelssohn, Schubert und Brahms, die alle nur wie Geister kurz vorbeihuschen um dann einer eigenständigen, tollen und leicht zugänglichen Musik Platz zu machen. Curriers Ghostrio ist wunderbar komponiert, abwechslungsreich und durch die neun kurzen Sätze wohl ausbalanciert. Auch wenn das Werk leicht zugänglich ist, so ist es eine ernstzunehmende Komposition, die ein großes Können und eine wunderbar vielseitige Ausdruckspalette aufzeigt. Auch hier konnte man das Spiel von Mutter, Hornung und Orkis nur einmalig und außergewöhnlich nennen.
Um neben einer Weltklassegeigerin bestehen zu können, braucht es schon einiges an Können und Persönlichkeit. Maximilian Hornung wies sich als erstklassiger Cellist aus, der tolle Klänge aus seinem Instrument herausholen konnte. Im Gegensatz zu Mutters leuchtender Violine bot Hornungs bassfreudiges, dunkeltimbriertes und warmes Spiel ein exzellentes Pendant. Lambert Orkis ist ein Pianist, den man international gerne übersieht, weil er eigentlich nie im Rampenlicht steht, sondern anderen Solisten ein treuer, wertvoller und hellhöriger Begleiter ist und somit meistens in deren Schatten agiert. Sein Spiel an diesem Abend war allerdings auf Weltklasseniveau. Bereits in den beiden Trios konnte Orkis mit seinem einerseits nuancierten und zurückhaltenden, andererseits sehr expressiven und virtuosen Spiel auftrumpfen. Welch ein hervorragender Musiker Orkis ist, das konnte man dann nach der Pause noch intensiver erleben. Es standen nämlich zwei Werke für Violine und Klavier auf dem Programm. Sowohl bei Clara Schumanns Romanzen op. 22 und der 3. Violinsonate von Johannes Brahms spielt das Klavier eine eminent wichtige Rolle. Orkis begeisterte auch in jedem Moment und erwies sich als ein gleichwertiger Partner für Anne Sophie Mutter, die eines der schönsten und besten Konzerte spielte, die ich bisher von ihr gehört habe. Das war Weltklasse in jeder Note!
Zum Schluss gab es für das begeisterte Publikum dann noch eine Zugabe; Mutter und Orkis spielten eine Melodie aus Cinderella Liberty von John Williams, einem Komponisten, zu dem Anne Sophie Mutter genauso wie zu Sebastian Currier, ein sehr enges musikalisches Verhältnis hat. Und es ist schön zu sehen, dass es solche Interpreten/Komponisten-Seilschaften immer noch gibt, denn gerade zeitgenössische Komponisten brauchen Musiker wie Anne Sophie-Mutter, damit ihre Werke überhaupt ahrgenommen und geschätzt werden.